Bildung aktuell 1/2023
Blockungen in der Oberstufe sind häufig sogar bei einer halben Stelle noch nicht einmal ein
oder mehrere freie Tage imStundenplanmöglich. Darüber hinaus gibt es vielzählige Zusatztermine, wie (Teil-) Konferenzen, Konzeptgruppensitzungen, Eltern- und Schülergespräche. Die Attraktivität des Lehrerberufs ist stark zurückgegan gen, denn in der Regel wird die gesetzliche Arbeitszeit, vor alleman Schulenmit gymnasialer Oberstufewie die DPhV-Studie, ‘Lehrerarbeit imWandel’ eindrucksvoll zeigt, deutlich überschritten. Pausenzeiten fehlen, schuli scheHerausforderungenwie Inklusion, Integration, Digitali sierung, aber auchdiekörperlichenundpsychischenAuswir kungenderCoronapandemieauf dieSchülerschaft sindnicht mehr oder nur nochmit größterAnstrengungzustemmen. Was sich in unseremSchulalltag an den Gymnasien, den Gesamtschulenund auchdenWeiterbildungskollegs ganz besonders zeigt: Auftanken undKraftschöpfen sind, wenn überhaupt nochmöglich, immer nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Tagen oder Wochenmacht sich er neut eine große Erschöpfung breit. Meist verbundenmit demGefühl, denwachsendenAnforderungen nicht genü gen zu können. Entkräftung gepaart mit Unzufriedenheit und Frustration lassen dieMotivation und die Leiden schaft für den Beruf sinken und treiben nicht zuletzt viele Lehrkräfte in die Krankheit oder in die Aufgabe/innere Immigration. Es denken immer mehr Kolleginnen und Kollegen über ein frühzeitiges Ausscheiden, ja sogar über eine Kündigung aus demTarif- und auch aus demBeam tenverhältnis nach.
Mit demVerzicht auf Qualität hat das Dilemma begonnen
Da läuft doch was falsch! Sind wir nicht Lehrerin oder Lehrer geworden, um jungenMenschenWissen zu ver mitteln, um sie für das zu begeistern, was uns zu unserem Beruf geführt hat? Das Staunen über Zusammenhänge, über dieMacht desWissens und der Wissenschaft, sich selbst Lösungen für Probleme und Problemchen zu erar beiten, zu erkennen, was dieWelt im Innersten zusam menhält. Die Lösung scheint so einfach; die Standards ein fach herunterfahren, auf Fachlichkeit verzichten, alle Pro bleme behoben. Doch gerade damit hat unser Dilemma erst begonnen. Siehe oben. Die imHandlungskonzept zur Unterrichtsversorgung (sieheQR-Code) vomSchulministeriumangekündigten dienstlichenMaßnahmen hängen wie ein Damokles schwert über uns und verstärken die Sorgen, Ängste und Demotivation von vielen sogar noch. Die Ergebnisse des Beratungsgremiums der Kultusministerkonferenz (SWK) wirken leider noch bestätigend. Es werden eine höhere Unterrichtsverpflichtung, Beschränkungen der Teilzeit möglichkeiten und Erweiterungen der Klassengrößen als temporäre Lösungen zumAuffangen des Lehrkräfteman gels vorgeschlagen. Welch ein Hohn, dass den Lehrkräften
zumAusgleich ‘individuelle Achtsamkeits trainings’ empfohlen werden. Wieder einmal sollen wir uns ameigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen und statt der lang überfäl- >
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