Bildung aktuell 1/2023
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
1/2023 Ausgabe Februar · 74. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nrw.de
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Immer weniger Pädagogik, immer weniger Freiräume Leitartikel von SabineMistler >> ChatGPT – Künstliche Intelligenz imSystemSchule Interview und erste Analyse von Carsten Hütter und Yvonne Lütten >> Die Ukraine imGeschichtsunterricht Fachbeitrag von Utz Klöppelt
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit undMedien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
faszinierenden Tool ChatGPT an, das aktuell in aller Munde ist. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden SabineMistler bietet zu Beginn des neuen Jahres einen Rück- und Ausblick angesichts der herausfordernden Situation in unseren Schulen, in denen es mittlerweile dauerhaft umMaßnahmen und immer weniger um Fachlichkeit, Freiräume und Pädagogik geht. In eigener Sache: Ab sofort erscheint ‘Bil dung aktuell’ auf FSC-zertifiziertemPapier, sodass wir ab jetzt einen aktiven Beitrag zumErhalt der natürlichen Ressourcen leis ten. Wie immer gilt: ‘Bildung aktuell’ kann ebenso über dieWebseite des Verbandes als PDF-Dokument heruntergeladen und so zumBeispiel auch an interessierte Kolleginnen und Kollegen weiter gegeben werden. Wir wünschen Ihnen eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre!
wie gehen wir in unseren Schulenmit der Digitalisierung um? Die Ansichten dazu ge hen so weit auseinander wie die Digitalaffi nität jedes einzelnen Kollegen und changie ren irgendwo zwischen Teufelszeug und pä dagogischer Wunderwaffe. Dazu gehört auch der Umgangmit Chatbots und Text produktionssystemen, diemit Künstlicher Intelligenz arbeiten und von vielen Schüle rinnen und Schülern, aber auch in vielen Kollegienmit großemGewinn eingesetzt werden. Schon wird einmal mehr eingefor dert, nun aber endlich das gesamte Schul systemvomKopf auf die Füße zu stellen und dem trägen Lehrkörper endlichmal richtig Beine zumachen – ‘Experimente im Kollegium’ wird das dann genannt. Werden leise Zweifel geäußert und ein offener Mei nungsbildungsprozess angeregt, wirdman schnell als ‘reformscheu’ und technologie feindlich gelabelt. Yvonne Lütten und Carsten Hütter nähern sich vor diesem Hintergrund in ihremBeitrag demwirklich
Ihr Lars Strotmann & die Redaktion
INHALT
Editorial >> Editorial von Lars Strotmann >>02 Aktuell >> »Ich fühle, also bin ich« Frauenreferentinnentag 2023 in Dortmund >> 03 Leitartikel >> Immer weniger Pädagogik, immer weniger Freiräume >> 04-06 Thema >> Ins ‘Herz der Finsternis’ Die Ukraine im Geschichtsunterricht >> 08-12
Schule & Beruf >> Was ist jetzt zu tun?
Interna >> Die Grenzen der ‘DigitalenWelt’ >> 21 >> Das Referat ‘Diversität’ im Philologenverband stellt sich vor >> 22 >> Generationenwechsel im Vorstand des Bezirks Aachen >> 23 >> Arbeitstagung des Philologen- verbandes imKreis Borken >> 24 >> Wiedersehen imBezirk Coesfeld nach coronabedingter Zwangspause >> 25 >> Anspruch und Verantwortung >> 26 >> PhV-Akademie in Düsseldorf >> 26 Recht >> Verwaltungsgericht Düsseldorf urteilt in drei Fällen: »Corona-Infektion ist keinDienstunfall« >> 27 zur Sicherung qualitativer Fort- undWeiterbildung
COPSOQRunde 2 (nicht nur) an Gesamt- und Sekundar- schulen >> Das Zentralabitur in NRW2022 Ein Rückblick auf Ergebnisse und Prüfungsleistungen >> Wannsee-Konferenz als Thema imUnterricht
>> 13/14
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>> 2023 – Das Jahr der Tarifverhandlungen
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>> ChatGPT
Künstliche Intelligenz im SystemSchule
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Aktuell
Foto: Mercure Hotel/Dortmund
Tagungsort des ‘Frauenreferentinnentages 2023’: dasMercure Hotel in Dortmund.
»Ich fühle, also bin ich« Frauenreferentinnentag 2023 in Dortmund
Motivation für die Fortbildung Die Fortbildung zielt darauf ab, die Gesundheits-, die Interaktions- und die Selbstkompetenz von Lehrerinnen und Lehrern zu stärken, indemWissen über Emotionen und emotionale Kompetenzen vermittelt und diese Kompetenzen gefördert werden. Methoden In diesemWorkshop erarbeiten wir mit demReferenten Prof. Dr. Marcus Eckert wissenschaftlich fundiert und praxistauglich, wie Sie Ihre emotiona
INFO
Termin: Samstag, 22. April 2023, 10 bis 16 Uhr Ort: Kosten: 35 Euro für Mitglieder (inkl. Mittagessen und
Mercure Hotel Dortmund, Olpe 2, 44135 Dortmund
Tagungsmaterial). Die Veranstaltung ist Mitgliedern vorbehalten. Anmeldungen: bitte per Fax oder Mail bis spätestens zum 1. April 2023 an: Fax: 0211 161973; E-Mail: info@phv-nrw.de Wichtig: Wir möchten Sie wegen der anstehenden Kosten herzlich bitten, sich bei kurzfristigen Absagen bei der Geschäftsstelle abzumelden.
len Kompetenzen (imSetting Schule) stärken können. Überdies denken wir
die Anwendung für Schülerinnen und Schüler mit.
Leitartikel
von SabineMistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nrw.de
Immer weniger Pädagogik, immer weniger Freiräume
Neues Jahr, neues Glück? Sich auf Fortuna zu verlassen, wäre fatal, denn auch 2023 sind Zuversicht und Kraft vonnöten, um alle schulischen Herausforderungen zu meistern. Einfache Lösungen gibt es nicht, aber eines steht fest: Unter keinen Umständen dürfen wir unsere Ansprüche an Bildung und Ausbildung absenken.
Das Problemdes Lehrkräftemangels verstärkt viele negative Entwicklungen
Die Folgen der zu Ende gehenden Coronapandemie sind nach wie vor zu spüren, und auch andere Infektionen sor gen für hohe Krankenstände in Klassenräumen und Leh rerzimmern. Ein Ende des russischen Angriffs auf die Ukraine ist nicht absehbar, und in der Folge werden wo möglich Tausende weitere jungeMenschen an unsere Schulen kommen. Die Energie- und Lebenskosten stei gen, unser aller Leben und Arbeiten hat sich durch diese und andere Herausforderungen verändert. Lehren und Lernen haben sich aber nicht erst in jüngster Zeit stark verändert. Die Fachlichkeit, die uns als Philolo ginnen und Philologen ganz besonders amHerzen liegt, ist immer weiter in den Hintergrund getreten undmusste hinter schulformübergreifenden Themen zurücktreten. Begonnen hat diese Entwicklung spätestens 2011/2012, als in Nordrhein-Westfalen die Bachelor-Master-Studien gänge eingeführt wurden. ImNachhinein betrachtet nicht unproblematisch, wie die Ergebnisse anderer Bundeslän der beimAbschneiden in bundesweiten Vergleichsstudi en zeigen. Es muss uns daher jetzt und zukünftig darum gehen, dieQualität des Abiturs an den Gymnasien, den Gesamtschulen undWeiterbildungskollegs sowie die Ab schlüsse an den Hochschulen zu sichern. Eine tatsächli che Studierfähigkeit, Wissenschaftspropädeutik und Fachlichkeit müssen unsere Ziele sein.
Die schulische Realität macht diesen Anspruch aber kaumnochmöglich. Das nicht kleiner werdende Problem des Lehrermangels lässt Maßnahmen und Entwicklungen notwendig werden, die der Vermittlung der vertieften Allgemeinbildung, der Fachlichkeit undWahrnehmung unserer pädagogischen Aufgaben häufig entgegenste hen. Der stark gewachsene Anteil an zusätzlichen, nicht pädagogischen Aufgaben und einer Konzeptomanie sor gen dafür, dass immer weniger Zeit für eine angemessene Unterrichtsvorbereitung, Nachbereitung, aber auch Frei räume für den individuellen Austauschmit den Schülerin nen und Schülern und Lehrkräften bleiben. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen flüchten sich auch deswegen in die Teilzeit, verzichten notgedrungen auf Gehalt/Lohn und auf Pensions- oder Rentenansprü che, um ihrer eigentlichen Aufgabe und demeigenen Anspruch an die pädagogische Arbeit besser gerecht werden zu können. Dabei müssen aber gerade Lehrerin nen und Lehrer an Gymnasien undGesamtschulen fest stellen, dass die Teilzeitbeschäftigung nicht die erhoffte Entlastung bringt: Stundenpläne werdenmitunter durch eine Vielzahl von Springstunden zerklüftet, und durch die
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Blockungen in der Oberstufe sind häufig sogar bei einer halben Stelle noch nicht einmal ein
oder mehrere freie Tage imStundenplanmöglich. Darüber hinaus gibt es vielzählige Zusatztermine, wie (Teil-) Konferenzen, Konzeptgruppensitzungen, Eltern- und Schülergespräche. Die Attraktivität des Lehrerberufs ist stark zurückgegan gen, denn in der Regel wird die gesetzliche Arbeitszeit, vor alleman Schulenmit gymnasialer Oberstufewie die DPhV-Studie, ‘Lehrerarbeit imWandel’ eindrucksvoll zeigt, deutlich überschritten. Pausenzeiten fehlen, schuli scheHerausforderungenwie Inklusion, Integration, Digitali sierung, aber auchdiekörperlichenundpsychischenAuswir kungenderCoronapandemieauf dieSchülerschaft sindnicht mehr oder nur nochmit größterAnstrengungzustemmen. Was sich in unseremSchulalltag an den Gymnasien, den Gesamtschulenund auchdenWeiterbildungskollegs ganz besonders zeigt: Auftanken undKraftschöpfen sind, wenn überhaupt nochmöglich, immer nur von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Tagen oder Wochenmacht sich er neut eine große Erschöpfung breit. Meist verbundenmit demGefühl, denwachsendenAnforderungen nicht genü gen zu können. Entkräftung gepaart mit Unzufriedenheit und Frustration lassen dieMotivation und die Leiden schaft für den Beruf sinken und treiben nicht zuletzt viele Lehrkräfte in die Krankheit oder in die Aufgabe/innere Immigration. Es denken immer mehr Kolleginnen und Kollegen über ein frühzeitiges Ausscheiden, ja sogar über eine Kündigung aus demTarif- und auch aus demBeam tenverhältnis nach.
Mit demVerzicht auf Qualität hat das Dilemma begonnen
Da läuft doch was falsch! Sind wir nicht Lehrerin oder Lehrer geworden, um jungenMenschenWissen zu ver mitteln, um sie für das zu begeistern, was uns zu unserem Beruf geführt hat? Das Staunen über Zusammenhänge, über dieMacht desWissens und der Wissenschaft, sich selbst Lösungen für Probleme und Problemchen zu erar beiten, zu erkennen, was dieWelt im Innersten zusam menhält. Die Lösung scheint so einfach; die Standards ein fach herunterfahren, auf Fachlichkeit verzichten, alle Pro bleme behoben. Doch gerade damit hat unser Dilemma erst begonnen. Siehe oben. Die imHandlungskonzept zur Unterrichtsversorgung (sieheQR-Code) vomSchulministeriumangekündigten dienstlichenMaßnahmen hängen wie ein Damokles schwert über uns und verstärken die Sorgen, Ängste und Demotivation von vielen sogar noch. Die Ergebnisse des Beratungsgremiums der Kultusministerkonferenz (SWK) wirken leider noch bestätigend. Es werden eine höhere Unterrichtsverpflichtung, Beschränkungen der Teilzeit möglichkeiten und Erweiterungen der Klassengrößen als temporäre Lösungen zumAuffangen des Lehrkräfteman gels vorgeschlagen. Welch ein Hohn, dass den Lehrkräften
zumAusgleich ‘individuelle Achtsamkeits trainings’ empfohlen werden. Wieder einmal sollen wir uns ameigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen und statt der lang überfäl- >
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Leitartikel
ligen Verhältnisprävention soll wieder einmal die Verhal tensprävention greifen. Letztere hat uns doch auch bisher nicht geholfen. Das Maß ist mehr als voll! Wir wissen, dass wir für alle Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Bildung und Ausbildung benötigen und dass wir uns kei ne idealen Bedingungen aus den Rippen schneiden kön nen, aber der Teufelskreis, in demwir stecken, muss end lich unterbrochen werden. Auch die Ansprüche an die Lehrerausbildungmüssen un ter demBrennglas der bestmöglichen Ausbildung be trachtet werden. Mindeststandards reichen nicht aus. Wir wünschen uns eine zweite Phase der Lehrerausbil dung, die auch der Überschrift Ausbildung genügt. Dazu gehört vor allemZeit. Ansonsten werden die Lehramtsan wärter durch bedarfsdeckenden Unterricht in einemzu hohenMaß als Ersatzpersonal benutzt. Natürlich ist eine fundierte Praxiserfahrungmit Eigenverantwortung wich tig und richtig. Aber anstatt denBDU runterzufahrenwird nach demWillen des Ministeriums dieMöglichkeit der freiwilligenMehrarbeit von drei auf sechs Stunden sogar noch erhöht. Seien wir ehrlich: Jeder weiß, was ‘freiwillig’ in der Ausbildung bedeuten kann, ein Nein ist dort häufig keineOption. Hoffen wir, dass die Seminaremit ihrer Zustimmung jeweils sehr umsichtig umgehen und auch die Schulleitungen ihrer Verantwortung gerecht werden, ohne zur Unterrichtsabdeckung auf dieseMaßnahme zurückgreifen zumüssen. ImHandlungskonzept steht das zweite Kapitel unter der Überschrift ‘Wertschätzung der Beschäftigten an Schulen und Entlastungsmaßnahmen’; darunter findet sich an erster Stelle die Anhebung der Einstiegsbesoldung auf A13/E13. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen fragen sich, unter den erheblichen Belastungen der vergangenen Jahre, wo in diesemGesamtpaket unsere Anerkennung undWertschätzung bleiben. Unser Verbandwird es nicht hinnehmen, dass es kaummehr eine Differenzierung bei den zu erfüllenden Aufgaben der unterschiedlichen Bil Wo bleibt die Anerkennung undWertschätzung für unsere Kolleginnen und Kollegen?
dungsgänge gibt. Die anspruchsvollen Korrekturen, vor al lem in denOberstufen, mit zumeist großen Kursen von bis zu dreißig Schülerinnen und Schülern, bedeuten, dass vie le von uns auch in den Ferien und anWochenenden keine durchgehend freie Zeit für Erholung und Entspannung haben, da Sie viele Stunden korrigierenmüssen. Viele Kolleginnen und Kollegenmit Sek-II-Fakultas an den Gesamtschulen, die eine Sek-I-Stelle bekleiden (und selbstredend in der Oberstufe unterrichten), warten schon sehr lange auf den zumTeil als Lockmittel in Aus sicht gestellten Laufbahnwechsel. Das kann nicht sein, und deshalb nimmt der PhVNRWsich dieser Frage an. Immerhin werden unsere SEK-I-Kolleginnen und Kolle gen an den Gymnasien nun endlich A13 erhalten. Die fehlende gesellschaftliche Anerkennung anderer Schulabschlüsse jenseits des Abiturs und damit die feh lendeWertschätzung der jeweiligen Schulabgängerinnen und -abgänger ist eine weitere Baustelle, die unbedingt angegangen werdenmuss. Klar ist: Es muss und kann nicht jedes Kind zur Hochschulreife geführt werden, und das ist auch weder nötig noch imSinne der jungenMen schen. Hier müssen die Politik, aber auch wir Lehrkräfte, ehrlich sein und klar kommunizieren, dass es viele Ausbil dungswege und Berufe gibt, in denenman erfolgreich und bestenfalls erfüllend arbeiten kann. Zudem: In unseremSchulsystem führen vieleWege zum Abitur. Auch das muss bei Eltern und Schülerinnen und Schülern ankommen. Der Philologenverband baut auf die Ankündigung aus dem schwarz-grünen Koalitionsvertrag, Eltern bereits vor der Anmeldung ihres Kindes an der wei terführenden Schule viel besser aufzuklären als bisher. Wir warten hier auf ein Konzept. Die Folgen aus der Entwicklung der letzten Jahre sind ei ne schleichende Absenkung der Bildungsansprüche. Diese können, dürfen und wollen wir nicht weiter hinneh men, denn wir brauchen in unseremLand Absolventinnen und Absolventen in allen Bereichen, umNordrhein-West falen auch weiterhin als einen wirtschaftlich und wissen schaftlich erfolgreichen Standort zu erhalten.
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Thema
Ins ‘Herz der Finsternis’ Die Ukraine imGeschichtsunterricht
Angesichts gegenwärtiger Krisen, Kriege und Katastrophen haben wir zumeist das Bedürfnis, mehr über deren Genese, mehr über die Geschichte der betroffenen Regionen zu erfahren. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte wollen sie imGeschichtsunterricht thematisieren – so auch bei dem Angriffskrieg der Russländischen Föderation gegen die Ukraine. Wie können wir diesemWunsch nach Orientierung und Thematisierung imGeschichtsunterricht gerecht werden?
von Utz Klöppelt >> Geschichtsdidaktiker und Schulbuchautor E-Mail: kloeppelt@posteo.de
»And this also […] has been one of the dark places of the earth.« Mit diesenWorten lässt Józef Teodor Konrad Korzeniowski, alias Joseph Conrad, 1857 imdamaligen russi schen Herrschaftsbereich der heuti gen Ukraine von polnischen Eltern geboren, den Seefahrer Marlow in Heart of Darkness (1899) die Erzäh lung zu Gräueln von Imperialismus und Kolonialismus in Afrika einleiten. WelcheWorte werden ukrainische und (freie) russländische Schriftstel lerinnen und Schriftsteller wohl in Zukunft für Erzählungen zur Ukraine wählen? Es liegt nahe: Wenn die Ukraine auch als das »schöne und große, sich von den Karpaten bis an das SchwarzeMeer erstreckende Land«, so die Historikerin Kerstin S. Jobst (siehe Infobox, S. 12), mit Fuß ball-Europameisterschaft (2012 zu
sammenmit Polen) und demokrati schen Aufbrüchen (zumBeispiel Euro-Majdan 2013/2014) gesehen
werden sollte, somusste sie doch seit 2014 und spätestens seit Ende Febru ar 2022 auch als einer der »dark
Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Typical_agricultural_landscape_of_Kherson_Oblast.jpg
Blau-gelbes Ukraine-Stereotyp: ‘Kornkammer’ seit der griechischen Antike (2008), Ilya Dobrych
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Thema
places of theearth«, derenBevölke rungunter Krisen, KriegenundKata strophengelittenhat und leidet, inun ser historischesBewusstsein rücken. Denn das heutige Staatsgebiet der Ukraine gehörte auf weite Strecken im20. Jahrhundert zu den ‘blutigs ten’ Regionen Europas – zwischen den Diktaturen Hitlers und Stalins, gezeichnet von Kommunismus, Im perialismus und Kolonialismus bei gleichzeitigemRingen umnationale Identität und staatliche Unabhän gigkeit. Umunsere Schülerinnen und Schü ler nicht als zeithistorische ‘Analpha betinnen und Analphabeten’ aus Schule und Abitur zu entlassen, bedarf es angesichts des eingangs geschilderten Bedürfnisses nach Orientierung und Thematisierung nicht nur reformierter curricularer und didaktischer Konzeptionen für das Fach Geschichte, sondern auch fachwissenschaftlicher Expertise von Unterrichtenden zu relevanten Aspekten osteuropäischer bzw. ukrainischer Geschichte. Relevante Aspekte ukrainischer Geschichte Wenn in Curricula anderer Bundes länder bisweilen nationalgeschichtli che Narrationen und Perspektiven verlassen werden, sind wir imRah men nordrhein-westfälischer Kern lehrpläne bspw. für dieQualifikati onsphase zumZentralabitur in wei ten Teilen an ‘nostrozentrische Kon
zeptionen’ (Hans-Jürgen Pandel) deutscher Geschichte von 1815 bis 1989/90 gebunden. Relevante Aspekte in unseremSinne hier müssten daher vor allemauf ukrainisch-deutsche und russisch deutsche Beziehungen beschränkt sein, ohne aber dabei histografisch bedeutsame ukrainisch-russische ‘Knotenpunkte’, so der Historiker Jan Kusber (siehe Infobox, S. 12), aus demBlick zu verlieren. Wie aber können wir Aspekte ukrai nischer Geschichte imRahmen un serer curricularen Vorgaben in den Geschichtsunterricht integrieren? Die Liste folgender Anregungen ist sicher nicht abgeschlossen, doch es dürfte deutlich werden, dass konkre te Zugänge realisiert werden kön nen, wenn imRahmen bewährter Thematik Perspektiven und Schwer punkte in Richtung Ukraine bzw. ost europäische Geschichte verlagert werden. Nations- und Staatsbildung: Auch wennmit der ukrainischen Revoluti on (1917 bis 1921) und demVersuch einer Nationalstaatsbildung ein his torisches Erbe und ein nationaler Bezugspunkt geschaffen war, auf den sich die Ukraine nach demZer fall der Sowjetunion ab 1989/90 berufen konnte: Nach der geschei terten Staatsbildung Anfang der 1920er-Jahre war die Ukraine eine Mögliche Unterrichts- themen und -inhalte
der größten Nationen Europas ohne eigenen Staat. Das Ringen umdie Bildung eines Nationalstaates ließe sich komparativ als Fallbeispiel the matisieren: deutsche Nations- und Staatsbildung vs. eingehegte ukrai nische Nationsbildung imRussländi schen Reich im 19. Jahrhundert und (gescheiterte) Versuche einer Staatsbildung während der Ukraini schen Revolution. Erster Weltkrieg: In einer Unter richtsreihe zumErstenWeltkrieg könnte ein Schwerpunkt in Richtung osteuropäische Geschichte verla gert werden, insbesondere wenn es umKriegsverlauf und Kriegsende geht. Denn oft ausgeblendet wird nach der vomDeutschen Reich für den Revolutionär Lenin gesicherten Passage nach Petrograd die Bedeu tung der Russischen Revolution (1917) für Kriegsverlauf, ukrainische Geschichte und ukrainisch-deut sche Beziehungen. Als das Deutsche Reich nach der Unabhängigkeitser klärung der Ukrainischen Volksrepu blik Ende Januar 1918mit ihr einen Separatfrieden schloss und sie als Staat anerkannte, spielten auchma terielleMotive eine Rolle. Dennmit der staatlichen Anerkennung der Ukraine waren Getreidelieferungen an das Deutsche Reich verknüpft – Getreide, mit demunter anderem eine letzte großeOffensive an der Westfront gesichert werden sollte. Zudemdürfte – wie auch bei einer Thematisierung des Endes des Zwei tenWeltkrieges – amEnde einer
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Thema
GedenkmuseumzumHolodomor (Kiew, 2012), Netmate
nach der in der Ukrainischen Sowjet republik 1932/33 rund 3,5Millionen Menschen anHunger starben. Insbe sondere die Redebeiträge imDeut schen Bundestag (30. November 2022) oder imEuropäischen Parla ment (15. Dezember 2022) zur Frage nach einer Einordnung des Holodo mor als Genozid sindmit Blick auf geschichtspolitische Aspekte der je weiligen parlamentarischen Ausspra che unterrichtlich bearbeitbar. (vgl. Kasten ‘1’, S. 11) Zweiter Weltkrieg: Der von den Nationalsozialisten und ihrer ‘Le bensraum’-Ideologie angestrebte kontinentale Imperialismus mit der Kolonisierung ukrainischer Regio nen kannmit Blick auf besetztes Ter ritoriumdes ukrainischen Teils der Sowjetunion einen neuen Schwer punkt bilden. Denn von den natio nalsozialistischen Besatzern ange strebt wurde unter anderemeine landwirtschaftliche Nutzung bzw. Ausbeutung für die Getreidepro duktion, zudemeine Deckung des
Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor#/media/Datei:Парк_Слави_3963.JPG
https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor#/media/Datei:Парк_Слави_3963.JPG
Sequenz zumErstenWeltkrieg eine Stunde anberaumt werden, in der deutlich wird, dass nationale Erinne rungskulturen divergieren. Für viele Osteuropäer war der Krieg 1918 nicht zu Ende. Denn in der Region der heutigen Ukraine gingen nach der Oktoberrevolution, demFrieden von Brest-Litowsk und demZerfall Öster reich-Ungarns Mord undGräuel in den Kämpfen von Polen, Roter und Weißer Armee und Ukrainern imRin gen umNations- und Staatsbildung weiter. Holodomor (‘holod’ (ukr.): ‘Hunger’, ‘mor’: ‘Vernichtung’): In der Sowjet union verschwiegen, hierzulande lan ge Zeit kaumwahrgenommen, in der heutigen Ukraine aber nebst der Er innerung an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) zentraler Topos von Erinnerungskultur und bis weilen identitätsstiftender nationaler
Mythenbildung (vgl. zuMythen im Ukraine-Krieg auch Bildung aktuell 6/2022: 16f.): ImKontext einer The matisierung der NS-Diktatur ließe sich – über einen Einstieg zur Bedeu tung des Holodomor für das heutige ukrainische Selbstverständnis – ein Exkurs herstellen zur Diktatur Stalins bzw. zu den Folgen der Zwangskol lektivierung in der Landwirtschaft,
Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor#/media/Datei:GolodomorKharkiv.jpg
Hungernde während des Holodomor (Charkiw, 1933), AlexanderWienerberger
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1 https://www.bundestag.de/ dokumente/textarchiv/2022/ kw48-de-holodomor-923060 Aussprache imBundestag zumHolodomor (2022) 2 https://geschichte21.de/ stalins-loewenzahn/ Kautschuk auf ukrainischen Böden 3 https://die-quellen- sprechen.de/07-000.html Dokumente auf ‘Die Quellen sprechen’
Bedarfs an Rohstoffen für die Kriegs wirtschaft, unter anderemmit dem ‘Russischen Löwenzahn’ (Kok- Saghys), für den auf den besetzten ukrainischen Böden weite Anbau- flächen geplant waren - als Kaut schuk-Alternative für die (Gummi- )Reifenproduktion. (vgl. Kasten ‘2’) Auseinandersetzung mit Schuld und Verantwortung: Während viele unserer Schülerinnen und Schüler den Holocaust vor allemmit den Morden in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern assoziieren, spielen Verfolgung, Deportation und Ermordung der europäischen Juden durchWehrmacht, SS, SD und Kolla borateure in den besetzten Gebieten eher eine Nebenrolle imhistorischen Bewusstsein. Bekannt dürfte einigen inzwischen jedoch das Massaker von Babyn Jar bei Kiew sein, bei demEn de September 1941 rund 33.000 Jü dinnen und Juden ermordet wurden. Mittels des Online-Portals DieQuel len sprechen lässt sichMaterial aus unterschiedlichen Perspektiven dazu bearbeiten. (vgl. Kasten ‘3’) Selbst wenn die (späte) deutsche ‘Vergangenheitsbewältigung’ mit Blick auf ‘Auschwitz’ international weithin als Vorbild für den Umgang mit Schuld und Verantwortung gilt, so wird doch auch eine Vergessen heit bezüglich der Ukraine diagnosti ziert. Warum ist die Ukraine imGe schichtsbewusstsein vieler Deut scher lange Zeit ein ‘blinder Fleck’ gewesen? Die Thesen des Historikers Timothy Snyder dazu haben eine
kleine Kontroverse entfacht, die im Unterricht analysiert werden kann. (vgl. Kasten ‘4’) Snyder verficht die These, dass in der deutschen Erinnerungskultur kaum ein topographisch differenzierender Fokus auf den imperialistischmoti vierten Krieg imOsten und den Holocaust gelegt wurde. Stattdes sen sei die deutsche Auseinander setzungmit demHolocaust vorran gigmit den Vernichtungslagern bzw. Auschwitz verknüpft, weniger eine topographisch differenzierende Auseinandersetzungmit demHolo caust ‘durch Kugeln’ und Pogrome, vor allemauch in ukrainischen Re gionen, gewesen. Zudemhätten Deutsche sich kaum kritischmit dem ‘russifizierten Kriegskult’ der ehemaligen Sowjet union sowie der Russländischen Fö deration auseinandergesetzt. In der sowjetischen Erinnerungspolitik sei en kaumverschiedene russländische Opfergruppen identifiziert worden. Auch hierzulande spielten dement sprechend die hohen Zahlen von be larussischen und ukrainischen Toten in der öffentlichen Auseinanderset zungmit nationalsozialistischen Ver brechen imZweitenWeltkrieg kaum eine Rolle. De-Konstruktion von Geschichts politik: Der gegenwärtige Krieg ge gen die Ukraine wird auch auf dem Feld der Geschichtskultur bzw. Geschichts- und Erinnerungspolitik geführt. Klaus Gestwa, Direktor des Instituts für Osteuropäische Ge
4 https://www.youtube.com/
watch?v=nLfFm YWjHtc&t=563s
Snyder zum ‘blinden Fleck’ deutscher Erinnerungskultur
5 https://doi.org/10.1007/ s42520-021-00403-w Putins ‘Cliotherapie’
6 https://geschichte21.de/ bella-ciao-ukraine-krieg- geschichtsunterricht/ Bella Ciao aus der Ukraine
schichte und Landeskunde an der Universität Tübingen, nennt Putin ei nen ‘Cliotherapeuten’ für die russlän dische Bevölkerung. Putin führt einen geschichtspolitischen Kampf, indem er ukrainisch-russische Geschichte usurpiert, propagandistisch verzerrt und damit ein Geschichtsbild kon struiert, das imFachGeschichte einer Analyse und Kritik zugeführt werden sollte. (vgl. Kasten ‘5’)
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Foto: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29703485
Hoffen wir zumindest, dass ukraini sche und deutsche Schülerinnen und Schüler und – eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages in einem freien Land geboren – russländische Schülerinnen und Schüler in einem Austauschmöglichst bald an den Schulen ihrer jeweiligen Heimat städtemit uns Geschichtslehrkräf ten gemeinsamGeschichtsbilder und historische Beziehungenmitei nander de-konstruieren und disku tieren können, dass (russländische) Schriftstellerinnen und Schriftsteller Krieg undGeschichte frei zumThe mamachen können, sich Leid oder Verantwortungmit Blick auf den derzeitigen ‘dark place of the earth’ stellen können, ohne Verfolgung oder gar Inhaftierung ausgesetzt zu sein.
Gedenkmünze der Ukraine zum Holodomor (2007)
FächerverbindungMusik – Geschichte: Ob fächerverbindend, für eine Vertretungsstunde oder zur Thematisierung von Fremdbildern in der Geschichte in der Einführungs phase, das historische Lied BellaCiao hat (wieder) einenUkraine-Bezug: Von der Klezmer-Version des inOdes sa geborenenMishka Ziganoff (1889 1967), als Protestlied auf Reisfeldern der Poebene über das Partisanenlied mit verändertemText imZweiten Weltkrieg zur Popularisierung in der Nachkriegszeit, unter anderemdurch den Sommerhit 2018 vonDJ Hugel, bis hin zu UkrainischeWut von der ukrainischen Liedermacherin Khrysty na Solovij – ob imLängsschnitt oder nur als Vergleich zweier Versionen: Die neue ukrainische Version (März 2022) bietet sich an zur De-Konstruk tion und Bewertung von Selbst- und Fremdbildern sowie der Verwendung des romantisierenden Partisanenlie des immodernen und gegenwärtigen Krieg. (vgl. Kasten ‘6’, S. 11) Brauchen wir eine curriculare ‘Zeitenwende’?
bedarf nicht gleich einer curricularen ‘Zeitenwende’, umukrainische oder osteuropäische Geschichte in unse ren Geschichtsunterricht zu integrie ren. Doch vielleicht wird unter ande remauch einmal der Krieg gegen die Ukraine zumAnlass genommen, da rüber nachzudenken, wie ein ‘zeitge mäßes’ Curriculumaussehen könnte, das nicht zeitgeschichtliche Analpha betinnen und Analphabeten aus Schule und Abitur entlässt.
Empfehlungen zur (unterrichtlichen) Vertiefung ■ Überblicksdarstellungen: Kerstin Jobst (2022). Geschichte
INFO
der Ukraine, aktual. u. erw. Neuausgabe, Stuttgart: ReclamVerlag; Gwendolyn Sasse (2022). Der Krieg gegen die Ukraine. Hintergründe, Ereignisse, Folgen, 2. Auflg. München: C. H. Beck; Detaillierter: Serhii Plokhy (2022). Die Frontlinie. Warumdie Ukraine zumSchauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde, Hamburg: Rowohlt Verlag. ■ Russisch-ukrainische Beziehungen: Andreas Kappeler (2022). Ungleiche Brüder. Russen und Ukrainer. VomMittelalter bis zur Gegenwart, 3. Aufl. München: C. H. Beck. ■ Pointierter Überblick zu den russisch-ukrainischen ‘Knotenpunkten’: Jan Kusber (2022). ‘Russlands Krieg gegen die Ukraine. Eine historische Einordnung’, geschichte für heute 4/2022, 43-56. ■ Holodomor: Anne Applebaum (2019). Roter Hunger. Stalins Krieg gegen die Ukraine, München: Siedler Verlag. ■ Die Ukraine zwischen zwei Diktaturen: Timothy Snyder (2011). Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin 1933-1945, München: C. H. Beck.
Mit Blick auf obig skizzierte unter richtliche Anregungen wird klar: Es
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Fotos (2x): AdobeStock
Schule & Beruf
71.493 Lehrkräfte nahmen an der vom nordrhein-westfälischen Schulministerium in Auftrag gegebenen Befragung zur psychosozialen Belastung teil.
Was ist jetzt zu tun? COPSOQ-Runde 2 (nicht nur) an Gesamt- und Sekundarschulen ImNovember 2022 wurde nach einemdreijährigen Befragungszeitraum in allen fünf Regierungsbezir ken und allen Schulformen der COPSOQ-Gesamtbericht (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) Runde 2 durch die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften veröffentlicht.
Die Ergebnisse der Lehrkräfte an Gesamt- und Sekundarschulen BeimAspekt der körperlichen Ge walt durch Schülerinnen und Schü ler sind die Lehrkräfte an Gesamt- und Sekundarschulenmit jenen an den Grund-, Förder- und Haupt schulen am stärksten betroffen. Cybermobbing ist laut der Befra gung ein gravierendes Probleman den Gesamt- und Sekundarschulen sowie den Haupt- und Realschulen. Die emotionalen Anforderungen sind in den Gesamt- und Sekun- >
71.493 Lehrkräfte (insgesamt 38 Pro zent) nahmen an dieser vomnord rhein-westfälischen Schulministeri um in Auftrag gegebenen Befra gung zur psychosozialen Belastung teil, die die Arbeitssituation, die Ar beitszufriedenheit und den allge meinen Gesundheitszustand in den Blick nimmt. Eines sei schon vorab gesagt: Die Ergebnisse zeigen, dass akuter Handlungsbedarf besteht. DemBericht sind die Referenzwerte der ersten Lehrkräfte-Befragung der Jahre 2012 bis 2017 und jene anderer Berufsgruppen beigefügt, die trag fähige Interpretationen zulassen. Die Ergebnisse der Lehrkräfte aller Schulformen Lehrkräfte aller Schulformen werden imVergleich zu anderen Berufsgrup penmit höheren quantitativen und deutlich höheren emotionalen An forderungen konfrontiert. Siemüs sen häufiger Emotionen verbergen und erleben einen sehr viel höheren Work-Privacy-Konflikt als andere Berufsgruppen. Besonders virulent ist das Ergebnis zur Entgrenzung der Arbeitszeit. Der Wert ist bei diesem Aspekt mehr als doppelt so hoch wie
der Referenzwert aller übrigen Berufe. Demzufolge ist es auch nicht überra schend, dass die Gesamtheit der befragten Lehrkräfte angibt, stärker an Burnout-Symptomen und Prä sentismus zu leiden als andere Be rufsgruppen. Ein Ziel der Erhebung war es auch, die psychosoziale Ar beitssituation von Lehrkräften nach Schulformen zu differenzieren. Die se Vergleiche offenbaren einen wei teren schulformspezifischen Hand lungsbedarf.
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Schule & Beruf
Cybermobbing ist laut der Befra gung ein gravierendes Problem an denGesamt- und Sekundar schulen sowie den Haupt- und Realschulen.
darschulen sowie den Förder- und Hauptschulen amhöchsten. Bei den physischen Belastungen sind Lehr kräfte an Gesamt- und Sekundar schulen am stärksten belastet. Die Ergebnisse sprechen eine deut liche Sprache und erfordern diffe renzierteMaßnahmen zur Gesund erhaltung der Bestandslehrkräfte. Schulinterne Fortbildungen und Workshops eines Dienstleisters für Arbeits- und Gesundheitsschutz können diese Probleme nur marginal kompensieren. Die Belastungen haben Konsequenzen ImGesamt- und Sekundarschulbe reich steigt schon seit Jahren signifi kant die Anzahl der Überlastungsan zeigen, Langzeiterkrankungen, BEM-Angebote, Anträge auf (voraussetzungslose) Teilzeitbe schäftigungen und auf vorzeitige Zurruhesetzungen. Lehrkräfte lassen sich zunehmend entpflichten und verzichten auf ihre Beförderung, andere wiederum streben eine Ver setzung an andere Schulformen an, da sich an unseren Schulenmit einer zunehmend herausfordernden Schülerschaft und gleichzeitig im mer zahlreicheren Aufgabenberei chen eine volle Stelle kaumnochmit Familie, Pflege undGesundheit ver einbaren lässt. Der Lehrkräftemangel an Sekundar- undGesamtschulen ist folglich nicht nur der Tatsache geschuldet, dass der Nachwuchs fehlt. Er ist das Er
tragen vermutlich nicht zur Gesund erhaltung des Bestandspersonals bei. Auch für angehende Lehrkräfte be steht unter diesen Voraussetzungen kaumein Anreiz, ein dauerhaftes Be schäftigungsverhältnis imSchuldienst anzustreben. Darüber hinaus konter kariert die nun zulässige Ausdehnung des selbstständigen zusätzlichen Unterrichts für Referendarinnen und Referendare auf bis zu sechsWo chenstunden die angestrebteWerbe kampagne für den Lehrerberuf und gefährdet den Ausbildungserfolg. Maßnahmen, diemittel- und langfris tig zur Entlastung der Lehrkräfte bei tragen könnten, sind die zugesagte Vereinfachung der AO-SF-Verfahren, die Reduzierung der Mindestzahl von Klassenarbeiten in Klasse 10, die All tagshelfer und die Verwaltungsunter stützung. Es bleibt abzuwarten, ob der defizitäre Arbeitsmarkt besagtes (qualifiziertes) Personal überhaupt noch zur Verfügung stellen kann. Es stellt sich auch die Frage, wer das Personal einstellen soll und ob dieses wieder auf Lehrerstellen angerechnet wird. Julia Nelleßen 1. Vorsitzende des Referats Philologen an Gesamtschulen
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gebnis einer jahrzehntelangen Spar politik, die außer Acht gelassen hat, dass eine Entlastung bzw. eine Un terstützung der Lehrkräfte letztend lich zu einer deutlich besseren Un terrichtsversorgung beigetragen hät te. Wird das Handlungskonzept Unterrichtsversorgung den Ergebnissen der Studie gerecht? Das vomMSB veröffentlichte Hand lungskonzept Unterrichtsversorgung setzt bei den dienstrechtlichenMaß nahmen einen anderen Akzent. Schulformübergreifende Abordnun gen, Teilabordnungen, ‘intensivere’ Prüfungen von Anträgen vorausset zungsloser Teilzeit und die Auswei tung der Entfernung bei ,wohnortna hen Einsätzen' auf fünfzig Kilometer
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Den COPSOQ- Gesamtbericht finden Sie unter diesemLink: https://www.bra.nrw.de/ system/files/media/ document/file/copsoq_ gesamtbericht_2022.pdf
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Das Zentralabitur in NRW2022 Ein Rückblick auf Ergebnisse und Prüfungsleistungen
von Guido Schins >> Vorsitzender des PhV-Bezirks Aachen E-Mail: g.schins@freenet.de
Erst imDezember wurden die lan desweiten Ergebnisse des Zentral abiturs 2022 seitens des Schulminis teriums veröffentlicht. Nachdem sich die Durchschnittsnoten imLaufe der fünfzehn Jahre, seitdemes in Nordrhein-Westfalen das Zentralabi tur gibt, stetig verbessert hatten (vgl. ‘Bildung aktuell’ 3/22), wurde imJahr 2022mit der Note 2,35 exakt die gleiche Durchschnittsnote wie im Vorjahr erzielt. Deutlicher als früher ist die Tendenz erkennbar, dass die Durchschnittsergebnisse der Abituri entinnenmit 2,27 besser als die ihrer männlichenMitschüler sind (2,45); auch die Zahl derer, die die Abitur prüfung nicht bestehen, ist unter den jungenMännern höher. Die Prozentzahl der Abiturientinnen undAbiturientenmit Bestnote (1,0) blieb ebenfalls auf demhohenNiveau von 2021, mit 3,21 Prozent gab es sogar wieder eine leichte Erhöhung. Fachspezifische Ergebnisse Unter den Klausurfächernmit den meisten Prüfungen (M, D, E, Bio, Ek) gab es in Englisch und Erdkunde die besten Ergebnisse. Diesmal aber fie len im LK-Bereich die Klausuren in Englischmit einer durchschnittlichen Punktzahl von 9,3 noch besser als die in Erdkunde aus (8,9 Punkte). Wenn es imAbiturverfahren ein ‘Pro blemfach’ gab, dann war das einmal mehr Mathematik. Darin verschlech
terten sich die Ergebnisse innerhalb von drei Jahren weiter – im LK von 9,2 über 8,4 auf 7,8; im GK von 7,4 über 6,4 auf 6,0. Noch dramati scher ist die Tendenz, wennman iso liert die Ergebnisse an den Gesamt schulen betrachtet: Dort sanken die Leistungen im LK von 7,2 über 6,2 auf 5,7 Punkte – im GK von 5,9 über 4,7 auf 4,2 Punkte. Das heißt, dass die Klausurergebnisse imGK Mathematik an den Gesamtschulen mehrheitlich imBereich eines Defi zits lagen. Auch wennman berücksichtigen muss, dass imVergleich zu jedem anderen Fachmehr Schüler auf grund ihrer Gesamtbelegung in der Oberstufe gezwungen sind, imAbi tur das FachMathematik zu bele gen, ist dies eine Entwicklung, die Sorgen bereitet. Da die Durch schnittsnoten sich aber insgesamt verbessert haben, zeigt dies noch einmal, dass die guten Noten in den anderen Fächern die tendenziell schlechteren Noten inMathematik mehr als kompensiert haben. Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen Korrespondierend zu den Ergebnis sen der Abiturklausuren gab es in Mathematik diemeisten kritischen Rückmeldungen der Fachlehrerin nen und Fachlehrer. Moniert wurden insbesondere die hohe Textlastigkeit
der Aufgaben, unklare Aufgabenstel lungen sowie teilweise der Fokus auf Spezialthemen. In Deutsch war zum wiederholtenMal auffällig, dass in den Prüfungsaufgaben auf halbjahres übergreifende Verknüpfungen und eine Epocheneinordnung verzichtet wurde. In mehreren Fächern wurde festge stellt, dass die Verlängerung der Klau surdauer und der damit oft einherge hende größere Umfang der Klausuren kaumeinen höheren Erkenntnisge winn imHinblick auf die Bewertung der Schülerleistungen liefert. Vor die semHintergrund erscheint es wün schenswert, dass nach der weiteren Ausdehnung der Klausurzeiten im Abitur in den nächsten Jahren bis zum Jahr 2025 (zumBeispiel imLKD und E auf 285Minuten) diese langfristig von der KMKwieder zurückgenom men wird. Positivwurdedagegen in allen Fächern die Erweiterung der Auswahlmög- lichkeiten für Schülerinnen/Schüler und/oder für Lehrkräfte bewertet, die beibehalten werden soll.
Die Abitur- ergebnisse 2022 https://www.standard sicherung.schulministerium. nrw.de/cms/zentralabitur- gost/ergebnisrueckmeldung/ ergebnisberichte/
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DieGedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz befindet sich an demOrt, an demsich am20. Januar 1942 fünfzehn hoch- rangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes trafen, umdenMassenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden zu planen.
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Wannsee-Konferenz als Thema imUnterricht Aufgrund des großen Zuspruchs: Erneutes Angebot der Online-Fortbildung
Vor mehr als achtzig Jahren kamen fünfzehn hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Regimes in einer Villa amBerliner Wannsee, demdamaligen Gästehaus der SS, zusammen, umdenMassenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden zu organisieren, die sogenannte ‘Endlösung der Judenfrage’.
ZumJahrestag der Besprechung im vergangenen Jahr hatte das ZDF ne ben demFernsehfilm ‘DieWannsee konferenz’ und einer Dokumentati on ergänzende Angebote, die auch imUnterricht eingesetzt werden können, in seiner Mediathek bereit gestellt. In Zusammenarbeit mit der Gedenk- und Bildungsstätte Haus derWannsee-Konferenz (GHWK) entstand eine Virtual-Reality- Anwendung zumThema. Gemeinsammit demZDF und der GHWK lädt der Deutsche Philolo genverband erneut zur Online-Fort bildung dazu ein. Die Fortbildung im Mai 2022 erhielt großen Zuspruch bei den Anmeldungen und viele po sitive Rückmeldungen imNachgang. Am21. März 2023, zwischen 15 und 17 Uhr, informieren Yvonne Gögelein vomZDF sowie Aya Zarfati von der GHWK darüber, welche Zugänge und thematischen Schwerpunkte die Auseinandersetzungmit der Geschichte der Wannsee-Konferenz
Die Teilnehmerzahl ist auf 120begrenzt.
anbietet und stellen analoge und digitale Bildungsangebote vor. Die Anmeldung für die kostenfreie Fortbildung ist bis zum9. März 2023 unter Angabe des Namens und der kompletten Anschrift inklusive der E-Mail-Adresse, mit der die Einwahl in die virtuelle Fortbildung erfolgen wird, möglich unter https://www.dphv.de/2022/11/16/ zweite-wannseekonferenz-fortbildung/.
Die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Ihr Zugangscode wird Ihnen dann rechtzeitigmitgeteilt. Die Anerkennung als Lehrerfortbil dungsveranstaltung wird vomDPhV bei den entsprechenden Landes- ministerien/-instituten, sofern erforderlich, beantragt.
Folgender Ablauf ist für die Fortbildung vorgesehen:
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■ Kurzer Überblick zumhistorischen Ort und Ereignis und zur Bedeutung der Besprechung amWannsee ■ Vorstellung der Bildungsangebote der GHWK: thematische Schwerpunkte und pädagogische Ziele undMethoden ■ Vorstellung der virtuellen Anwendung ‘ZDF Entdeckungstour Haus der Wannsee-Konferenz’ ■ Gemeinsame Überlegungen zur möglichen Einbindung des ZDF-Angebots imUnterricht bzw. als Ergänzung zumdidaktischen Angebot der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
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2023 – Das Jahr der Tarifverhandlungen Die Gespräche zumTVöD laufen seit Januar, der TV-L folgt imHerbst In diesem Jahr finden für die mehr als fünf Millionen imöffentlichen Dienst Beschäftigten zwei maßgebliche Tarifrunden statt. Mit den Verhandlungen zumTVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst) hat für die Beschäftigten von Bund und Kommunen am24. Januar die Auftaktrunde in Potsdambegonnen, die mit der zweiten Verhandlungsrunde am22./23. Februar fortgesetzt wird. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom27. bis 30. März angesetzt.
vonMatthias Overbeck >> Tarifreferent PhVNRWundMitglied der Bundestarifkommission E-Mail: matthias.overbeck@phv-nrw.de
Unsere Forderung haben wir in der Bundestarifkommission am 11. Okto ber 2022 in Berlin beschlossen: 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mit einer Laufzeit von zwölf Monaten https://www.dbb.de/einkommensrunde/ einkommensrunde-2023.html TV-L (Tarifvertrag für die imöffentli chen Dienst der Länder Beschäftig ten) starten. Diese ist für uns imLan desdienst stehenden Lehrerinnen und Lehrer die entscheidende Ver handlungsrunde, wobei das imFrüh jahr erzielte Tarifergebnis imTVöD richtungsweisenden Charakter haben wird. Bei den Verhandlungen muss eine deutliche lineare Entgelt- steigerung imFokus stehen Angesichts der hohen Inflation, die nicht nur durch die enormgestiege nen Energiepreise, sondern auch durch die überdurchschnittliche Preissteigerung von Nahrungsmitteln verursacht wird, haben die Beschäf tigten einen Reallohnverlust erlitten, der ihren finanziellen Spielraumer heblich einschränkt. Auch wenn eini ImHerbst wird dann die nächste Tarifrunde des
ge Prognosen von einer Abschwä chung der Inflation imLaufe des Jah res ausgehen, so sind doch alle Aus sagenmit einer extremen Unsicher heit behaftet. Denn diemittel- und langfristigen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sind nicht abschätz bar, auch die Kosten der Corona-Kri se sind nicht seriös zu beziffern. Alle bisher seitens der Politik implemen tierten Unterstützungsmaßnahmen und Rettungspakete können kein Ersatz für eine adäquate Tarifpolitik sein und dürfen auch nicht als Ausre de instrumentalisiert werden, man hätte kein Geld für die Beschäftigten zur Verfügung. Denn diese Rettungs pakete sind kein Geschenk der Politik, sondernmüssen letztlich von allen steuerzahlenden Bürgerinnen und Bürgern finanziert werden. Daher muss die derzeitig hohe Inflationsrate in allen bevorstehenden Tarifrunden berücksichtigt werden.
beitgeberseite registriert sehr genau, ob und in welchemUmfang die Be schäftigten bereit sind, für ihre Forde rungen öffentlich ein- und aufzutre ten. In den vergangenen Verhand lungsrunden war dies aufgrund der Pandemie nur in begrenztemUmfang möglich. Verhandelt wird in Potsdam, die Höhe des Ergebnisses aber wird auf der Straße erkämpft! DieMehr heit der Bürgerinnen und Bürger hat in den jetzigen Krisenzeiten sehr wohl erkannt, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden. Nun muss daher sowohl von unserer Seite als auch seitens der Öffentlichkeit der Druck auf die Politik deutlich erhöht werden. Wertschätzende Lippenbe kenntnisse reichen uns nicht aus, auch Einmalzahlungen sind nicht das geeigneteMittel, umden Belastun gen der Inflation zu begegnen. Die immer wieder seitens der Politik be schworeneWertschätzung des öf fentlichen Dienstes muss sich letzt lich an den Zahlenmessen lassen, die die Politik bereit ist, in diesen öffentli chen Dienst zu investieren. Umdieses Ziel zu erreichen, müssen wir gemein sam, aktiv und offensiv für unsere Forderungen eintreten!
Tarifpolitik wird von uns allen gemeinsamgemacht
Von entscheidender Bedeutung für das amEnde erzielte Verhandlungs ergebnis wird die Aktionsbereitschaft aller Beschäftigten von Bund, Län dern und Kommunen sein. Die Ar
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ChatGPT Künstliche Intelligenz imSystemSchule
Der Chatbot ‘ChatGPT’ basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und sorgt seit einigenMonaten für Furore. DasWerkzeug hat gewaltiges Potenzial - imGuten wie imSchlechten. ‘Bildung aktuell’- Redakteur Carsten Hütter hat sich mit der Software unterhalten, Redakteurin Yvonne Lütten ordnet die Antworten des Programms analytisch ein.
von YvonneMarie Lütten >> Fachdidaktikerin und systemischer Coach E-Mail: yvonne_luetten@yahoo.de
von Carsten Hütter >> Bezirksvorsitzender Düsseldorf E-Mail: carsten.huetter@schule.duesseldorf.de
Ein Interviewmit ChatGPT
Als Tutor oder Lernbegleiter: ChatGPT könnte verwendet werden, umSchü lernbeimLernen zuhelfen, indemes ihnenbei schwierigenKonzepten er klärt oder Fragenbeantwortet. Als Sprachassistent: ChatGPT könnte verwendet werden, umSchülern bei der Verwendung von technischen Geräten oder Software zu helfen oder um Informationen zu liefern, wenn sie bestimmte Themen recherchieren. Als Lernspiel: ChatGPT könnte ver wendet werden, umSchülern spiele risch das Lernen zu erleichtern, indem es sie inQuizspielen oder interaktiven Lernaktivitäten unterstützt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ChatGPT kein Ersatz für mensch liche Lehrer oder Tutoren ist, und dass es wichtig ist, dass Schüler auch wei terhin direkten Kontakt mit Menschen haben, die ihnen beimLernen helfen können.
Konversationgefüttert und versucht dann, eineAntwort zugenerieren, die sinnvoll indieKonversationpasst. Frage 3 ? WiewirdChatGPTdeiner Ansicht nachSchule inZukunft verändern? ChatGPT: Es ist schwierig zu sagen, wie ChatGPT Schule in Zukunft verän dernwird, da es davon abhängt, wie ChatGPT in Schulen eingesetzt wird undwie sich Schulen imLaufe der Zeit weiterentwickeln. Einigemögliche Szenarien, in denenChatGPT in Schu len eingesetzt werden könnte, sind:
Frage 2 ? InOrdnung, also dannmit ‘du’. Kannst du kurz die Funktions weise vonChatGPT erläutern? ChatGPT: ChatGPT ist einChatbot, der auf einemgroßen languagemodel namensGPT (GenerativePre-training Transformer) basiert. ChatGPTwurde entwickelt, ummenschenähnliche Konversationen zu führen, indemes vorhersagen versucht, was der Benut zer alsNächstes sagenwird. Umdies zu tun, wirdChatGPTmit einer Reihe von vorherigenNachrichten inder
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sie für Hausarbeiten und Facharbei ten zuhause ChatGPT benutzen? ChatGPT: Es ist wichtig, dass Lehr kräfte sicherstellen, dass Schülerin nen und Schüler die von ihnen einge reichten Arbeiten selbst verfasst ha ben und dass sie ihre eigenen Ideen undGedanken präsentieren. Wenn Schülerinnen und Schüler ChatGPT für die Erstellung von Hausarbeiten oder Facharbeiten verwenden, könn te es schwierig werden, sicherzustel len, dass die Arbeiten vollständig von den Schülern selbst verfasst wurden und dass sie ihre eigenen Ideen und Gedanken präsentieren. Es gibt jedoch einigeMöglichkeiten, wie Lehrkräfte sicherstellen können, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Arbeiten verfassen: Sie kön nen Schülerinnen und Schülern klare Richtlinien und Anweisungen für das Verfassen von Arbeiten geben und ihnenmitteilen, dass sie keine Hilfe von ChatGPT oder anderenQuellen bei der Erstellung von Arbeiten in Anspruch nehmen dürfen. Sie können Schülerinnen und SchülernAufgaben Chat GPT – Eine erste Analyse Imvon uns geführten Interviewmit ChatGPT imDezember 2022 wollten wir ergründen, wie das KI-Tool funk tioniert, was es über sich selbst an Wissen generiert und inwiefern es
stellen, bei denen sie ihrWissen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen, umsicherzustellen, dass sie tatsächlich dasMaterial verstanden haben. Sie können Schülerinnen und Schülern das Verfassen vonArbeiten in kleineren Schritten abverlangen, zum Beispiel indemsie sie zunächst eine Gliederung oder einen Entwurf einrei chen lassen, bevor sie die endgültige Arbeit abgeben. Es ist wichtig, dass Lehrkräfte auf merksambleiben und sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler ihre ei genen Arbeiten verfassen, um sicher zustellen, dass sie tatsächlich lernen und ihre Fähigkeiten entwickeln. […] Frage 6 Vielen Dank für das Gespräch! ChatGPT: Ich freuemich immer, wenn ich helfen kann! Ich hoffe, dass meine Antworten hilfreich für Sie wa ren. Wenn Sie weitere Fragen haben oder noch etwas anderes besprechen möchten, zögern Sie bitte nicht, mich zu kontaktieren. Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung.
Frage 4 ? Was glaubst du:Wiewerden SchülerinnenundSchüler inZu kunftChatGPT für dieSchulenutzen? ChatGPT: Es ist schwierig zu sagen, wie Schülerinnen und Schüler ChatGPT in Zukunft für die Schule nutzen werden, da viele Faktoren da zu beitragen werden, wie ChatGPT in Schulen eingesetzt wird und wie Schülerinnen und Schüler darauf reagieren werden. Es ist möglich, dass ChatGPT als Tutor oder Lernbegleiter verwendet wird, umSchülerinnen und Schülern beim Lernen zu helfen oder als Sprachassis tent, um ihnen bei der Verwendung von Technologie oder bei der Recher che von Informationen zu helfen. Es ist auchmöglich, dass ChatGPT als Lernspiel eingesetzt wird, umSchüle rinnen und Schülern spielerisch das Lernen zu erleichtern. Es ist wichtig zu beachten, dass ChatGPT kein Ersatz für menschliche Lehrer oder Tutoren ist und dass es wichtig ist, dass Schülerinnen und Schüler auch weiterhin direkten Kon takt mit Menschen haben, die ihnen beimLernen helfen können. Es bleibt abzuwarten, wie Schülerinnen und Schüler ChatGPT tatsächlich nutzen werden, aber es ist wichtig, dass ChatGPT als ergänzende Lernhilfe betrachtet wird und nicht als Ersatz für menschliche Interaktion. Frage 5 ? Können Lehrkräfte eigenständi ge Leistungen von Schülerinnen und Schülern noch bewerten, wenn
sich selbst und seinen Einsatz in Schule reflektiert. Auf inhaltlicher Ebene mögen sich Leserinnen und Leser ein eigenes Bildmachen. Hier sei lediglich erwähnt, dass das Tool >
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