Bildung aktuell 1/2022
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
1/2022 Ausgabe Februar · 73. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nw.de
Save the date Gymnasialtag online ‘Bildung – Abitur – Zukunft’ 26. März 2022
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Gymnasiale Bildung zwischen Corona und Koalitionen Leitartikel von SabineMistler >> Wie stehen die Parteien zur gymnasialen Bildung? Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2022 >> Tablets in Klausuren - was verändert sich für Lehrkräfte? Fachbeitrag aus der Praxis für die Praxis
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit undMedien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
ten entgegengeht, wird sich ggfs. nach der Wahl zeigen. Da noch längst nicht alle Par- teiprogramme finalisiert sind und damit Sie sich selbst ein Bild machen können, finden Sie exklusiv auf den Thema-Seiten 8 bis 15 die Antworten der Parteien auf zentrale Fragen zur Schul- und Bildungspolitik. Der Leitartikel von Sabine Mistler fokussiert und akzentuiert die diesbezüglich grund- legenden Anliegen und Positionen unseres Verbandes. In der Rubrik ‘Schule & Beruf’ beschäftigen wir uns unter anderemmit Praxisfragen im Kontext der Expressdigitalisierung der Schulen in Formeines Fachbeitrages zum Einsatz von Tablets in Klausuren. Verbandes kommt Bildung aktuell ab dieser Ausgabe in einemneuen und etwas moder- neren Schrifttyp daher. Wir hoffen, dass er der Leserschaft so gut gefällt wie uns und wünschen Ihnen wie immer eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre! Ein abschließender Hinweis in eigener Sache: analog zumneuen Design des
angesichts des andauerndengesellschaftli- chenAusnahmezustandes lässt sich festhal- ten, dass die pandemiebezogene Lernkurve leider deutlich flacher verläuft als dieKurve der Neuinfektionen. Immerhin erhaltendie Schulenwichtige Informationenmittlerweile mit einigemVorlauf. Dafür kann es nun aber passieren, dass sichVerordnungenoder gar der Impf- oder Genesenenstatus quasi über Nacht und/oder in kurzenAbständen än- dern. DasGrundgefühl inden Schulen, bei Schulleitungenundbei vielen Lehrkräften gleicht dabei imangehendendritten Jahr der Pandemie einemDéjà-vu, gerade imHinblick auf dieVerlagerung vonVerantwortlichkeiten auf jede einzelne Schule, jede einzelne Schulleitungund jeden einzelnenKollegen (auch ‘Responsabilisierung’ genannt). Auch der Landtagswahlkampf läuft an – erkennbar an publizistischen Begleit- kampagnen und ersten medialen Aufre- gern. Ob das auch bedeutet, dass perspek- tivisch ein Schatten auf die Schulform Gymnasium fällt oder diese goldenen Zei-
Ihr Lars Strotmann & die Redaktion
INHALT
Editorial >> Editorial von Lars Strotmann >>02
Schule & Beruf >> ‘Ankommen & Aufholen nach
Interna >> PhVNRW-BezirkMärkischer Kreis: Vorstandswahlen mit vielen Veränderungen >> 23
Corona’ verzeichnet erste Erfolge Erfahrungsbericht der Leonardo da Vinci Gesamt- schule in Hückelhoven >> 16/17
Aktuell >> Aktuelles zur Beihilfe
>> 03
>> Neuer Vorstand in Neuss gewählt
>> 24
Leitartikel >> Gymnasiale Bildung
>> Tablets in Klausuren Was verändert sich für Lehrkräfte?
>> Olaf Steinacker: Ein waschechter Philologe >> 25 Recht >> Corona-Erkrankung als Dienstunfall bei Lehrkraft anerkannt >> 26/27
zwischen Corona und Koalitionen
>> 18-20
>> 04-06
>> Prüfungskultur innovativ >> 21
Thema >> Wahlprüfsteine:
Forum& Diskurs >> Unblack the box
Sie haben dieWahl
>> 08-15
>> 22
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Aktuell
Foto: AdobeStock
Aktuelles zur Beihilfe Neue Beihilfenverordnung bringt Verbesserungen Mit Wirkung vom 24. Dezember 2021 ist die Beihilfenverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen (BVONRW) geändert und aktualisiert worden. Ein Überblick über wesentliche Änderungen findet sich hier:
https://www.finanzverwaltung.nrw. de/de/aenderungen-der- beihilfenverordnung-nrw
INFO
Aus Sicht des PhVNRWwäre vor diesemHin- tergrundeine Wiederaufnahme der Beihilfein- fotage (zumBeispiel inFormdigitaler Formate) durchdas LBVNRWsehr begrüßenswert.
Besser spät als nie: Abschaffung der Kostendämpfungspauschale
aktive Beamte und Pensionäre vollständig abgeschafft werden, wie es seit Jahren imBund und vielen Ländern der Fall ist. Damit würde eine langjährige Forderung des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen endlich um- gesetzt werden.
Nach Informationen des dbb nrw beabsichtigt die nord- rhein-westfälische Landesregierung zeitnah die Umset- zung der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom4. Mai 2020 zur allgemeinen Besoldung. In diesem Rahmen soll auch die Kostendämpfungspauschale für
Systemwechsel durch die Hintertür? Klassische versus pauschale Beihilfe
Dass der Begriff ‘Bürgerversicherung’ imKoalitionsvertrag auf Bundesebene nicht erwähnt wird, lässt vermuten, dass sie in der jetzt begonnenen Legislaturperiode zumindest imBund kein Thema sein wird. Ob dies imkommenden Landtagswahlkampf auch so kommt, bleibt abzuwarten. Ebenso wie der dbb nrwweist der PhVNRWpauschale Kritik an der klassischen Beihilfe entschieden zurück. Die Beihilfe ist imZusammenspiel mit der Besoldung und Versorgung ein elementarer Kernbestandteil des Berufsbeam- tentums und eine pauschale Beihilfe ein vorgeschobenes Argument für eine grundsätzliche und ideologischmotivierte
Systemänderung. Der PhVNRW verweist auf die sehr lesenswerte Stellungnahme des dbb nrw zumGesetz zur Einführung ei- ner pauschalen Beihilfe, zu fin- den unter:
www.landtag.nrw.de%2Fportal%2FWWW%2F dokumentenarchiv%2FDokument%2FMMST17- 1629.pdf&usg=AOvVaw1m3-dPPOTAa_fXqSywysnG
INFO
Lars Strotmann
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Leitartikel
Gymnasiale Bildung zwischen Corona und Koalitionen
In diesem Jahr hält uns nicht nur die Pandemie weiter in Atem, in Nordrhein-Westfalen stehen auch Landtagswahlen an. Beides hat direkten Einfluss auf die Schul- und Bildungspolitik in unserem Bundesland. Wir wollten daher von CDU, FDP, SPD und Grünen wissen, wie sie Schule und Bildung künftig gestaltenwollen – und haben den Parteien einen Fragenkatalog geschickt. Die PhV-Vorsitzende SabineMistler ordnet die Antworten aus Sicht unseres Verbandes ein.
von SabineMistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nw.de
Umes vorwegzusagen, manche Antworten haben uns enttäuscht. Unser Eindruck ist, dass sich vor allemdie der- zeitigenOppositionsparteien vor der Wahl nicht wirklich festlegenmöchten. Über die Gründe ließe sich an dieser Stelle trefflich spekulieren. Wir hätten uns klare, belastba- re und zukunftsweisende Aussagen etwa zur Inklusion, zur Zukunft des Gymnasiums, zur Digitalisierung und zur Nachwuchsgewinnung gewünscht. Damit Sie die Haltung des Philologenverbandes NRWzu diesen wichtigen Fra- gen kennen, beantworte ich sie inmeinemLeitartikel aus unserer Sicht. Corona & die Folgen Der PhVNRW lehnt die aufgelegten Programme Extra- Personal, Extra-Geld, Extra-Zeit und Extra-Blick nicht grundsätzlich ab, dennoch haben wir von Beginn an vor demGießkannenprinzip gewarnt. Jedes Programmmuss sich an demmessen lassen, was an den Schulen ankommt. Und hier fällt unsere Bilanz dürftig aus: Personal ist weder überall noch ausreichend angekommen. Ebenso wie das Extra-Geld. Die Extra-Zeit wird genutzt, aber mit erhebli-
chemMehraufwand anOrganisation. Der Extra-Blick scheint die gymnasialen Ansprüche, vor allem für die Oberstufe, noch nicht wirklich erkannt zu haben. Wir fordern konkret, die Lehrkräfte endlich von zusätzli- chen Verwaltungsaufgaben zu entlasten und auch kurz- fristige Lehrerengpässe durch ausreichende flexibleMittel für Unterricht zu unterlegen. So könnten Lehrkräfte für Vertretungen schneller in befristete Verträge einsteigen und die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen entlas- ten. Wir benötigen dringend eine angemessene Aufsto- ckung der Entlastungstöpfe – getrennt in einen Topf für Vielkorrigierende und einen für Lehrkräftemit anderen Aufgaben. Wir benötigen eine Stellenbesetzungsquote vonmindestens 110 Prozent und eine echte Attraktivitäts- offensive für das StudiumvonMangelfächern an den Schulformenmit gymnasialer Oberstufe. Entgrenzung der Arbeitszeit Die digitale Infrastruktur muss flächendeckend klar defi- nierten Standards für Kommunikation und Unterricht ent- sprechen. Wir benötigen angemessene Unterstützung
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und den Schutz vor einer Entgrenzung der Arbeitszeit für die Lehrkräfte. Konkret: Dienstvereinbarungen, diemit LOGINEONRWvergleichbar sind, sowie zeitgemäße Ver- einbarungen zumDatenschutz. Digitale Leistungs- und Verhaltenskontrollen der Lehrkräftemüssen ausgeschlos- sen werden. Zudem ist es wichtig, dass der Second-Level Support in jedemFall nicht durch Lehrkräfte erfolgt, son- dern durch externe Unterstützung. Insgesamt ist es wich- tig, Lehrkräfte von administrativen Aufgaben zu entlasten oder eine angemessene Anzahl Entlastungsstunden zu ermöglichen. Die quantitative Versorgung der Schulenmit Verwaltungskräftenmuss sich zeitnah sehr deutlich erhö- hen. Fortbildungen für Lehrkräfte Das FortbildungssystemNRWmuss verändert und ver- bessert werden, das ist unumstritten. Die bestehende Struktur mit den Kompetenzteams bietet nicht dieMög- lichkeit, alle Bedarfe landesweit einheitlich und qualitativ angemessen abzudecken. Lehrkräfte brauchen staatliche Fortbildungen, die leicht zugänglich sind: räumlich, zeit- lich, und schulorganisatorisch. Der Philologenverband NRWsetzt sich für Fortbildungen ein, die fachspezifische Gegenstände undMethoden in den Fokus nehmen, statt auf Veränderung von Haltungen zu zielen. Viele Kollegin- nen und Kollegenmöchten Fortbildungen online. Den- nochmuss der Schwerpunkt weiterhin auf nachhaltigen und hochwertigen Präsenzveranstaltungen liegen, wie sie etwa unsere Akademie für berufliche Bildung anbietet.
Der persönliche Austausch ist wichtig, vor allem, da der reguläre Schulalltag kaumZeit dafür lässt. Die Gefahr bei Fortbildungsangeboten zu jeder Zeit ist aus unserer Sicht eine zunehmende Entgrenzung der Arbeitszeit. Attraktivität vonMangel-/MINT-Fächern Nachwuchsgewinnung beginnt bereits in den Schulen. Schülerinnen und Schüler benötigen exzellent ausgebil- dete Lehrerinnen und Lehrer, die durch ihre fachlichen, pädagogischen undmenschlichen Kompetenzen begeis- tern. Die gymnasialenOberstufen sollten nicht nur ein möglichst großes Angebot an Fächern anbieten können (eben auch in denMintfächern), insgesamt bedarf es einer besseren Schüler-Lehrerrelation, damit Unterricht in klei- neren Grund- und Leistungskursen noch individueller und intensiver sein kann. Das Angebot für Lehramtsstudieren- demuss flächendeckend auch in denMintfächern attrak- tiv sein. Fachfremdes Unterrichten inMINT-Fächern kann keine dauerhafteMaßnahme zur Sicherung des Unter- richts sein. Schulsystemder Zukunft Der Philologenverband NRWsetzt sich für eine gymnasia- le Bildung ein, die auf eine vertiefte und zeitgemäße All- gemeinbildung abzielt. Das vielgliedrige Schulsystem muss erhalten bleiben und gestärkt werden, damit Kinder und Jugendliche gemäß ihren Fähigkeiten, Neigungen und Begabungen gefördert werden können. Eine Schule für alle kann diesemZiel nicht gerecht werden. Die unter-
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Leitartikel
schiedlichen Bildungsgänge in Nordrhein-Westfalen ver- dienen Anerkennung und Respekt, und es ist unabding- bar, dass die qualitative Vergleichbarkeit des Abiturs über alle Schulformen hinweg gewährleistet ist. Eine Ausdün- nung des differenzierten Schulangebotes infolge fehlen- der regionaler Schulentwicklungsmöglichkeiten führt zu einer Aushöhlung gleichwertiger Bildungschancen in Stadt und Land. Für uns gehören zu einer begabungsge- rechten Bildung eindeutige und verbindliche Grund- schulgutachten. Die Expertise der Grundschullehrkräfte ist vor demSchulwechsel wichtig und sollte ein entspre- chend höheres Gewicht erhalten. Damit die Schullauf- bahn der Kinder und Jugendlichen optimal durchlaufen werden kann, ist eine Durchlässigkeit zwischen den Schulformen wichtig. Gemeinsames Lernen Die durch die damalige rot-grüne Landesregierung um- gesetzte Inklusion nach demGießkannenprinzip ist aus Sicht des PhV NRWgescheitert. Die schwarz-gelbe Lan- desregierung hat einen weiteren Erosionsprozess ge- stoppt und sich imEckpunktepapier zur Neuausrichtung der Inklusion in der Schule deutlich positioniert. Dort heißt es: »An Gymnasien soll sonderpädagogische För- derung zukünftig in der Regel zielgleich stattfinden«. Eine zieldifferente Inklusion an Gymnasien wird den Bedürfnissen aller Schülerinnen und Schüler nicht ge- recht. Dieses Bekenntnis muss auch in Zukunft erhalten bleiben. Unter demEinfluss und den Auswirkungen von Corona wird dies zukünftig noch wichtiger sein – wenn wir auch weiterhin den Anspruch einer ‘weltbesten Bil- dung’ aufrechterhalten wollen. Die zunehmende Hetero- genität der Schülerschaft erschwert das Lernen für alle an Schule Beteiligten. Gymnasien wollen sich der Inklusi- on keinesfalls entziehen, eine zielgleiche Inklusion war und ist an unserer Schulform immer schon erfolgreich. Wir plädieren ausdrücklich dafür, dass Gesamtschulen, die maßgeblich mit der zieldifferenten Inklusion betraut sind, endlich die personelle und sachliche Ausstattung erhalten, um eine erfolgreiche Inklusion im Sinne der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Dies würde
auch die Lehrkräfte an den Gesamtschulen endlich ent- lasten.
Schulaufsicht
Die obere Schulaufsicht muss weiterhin die schulformbe- zogene Fach- und Dienstaufsicht haben. Querschnitts- themen und Aufgaben wie beispielsweise Inklusion, Inte- gration sowie Digitalisierungmüssen dennoch unter schulformspezifischen Gesichtspunkten in den entspre- chenden Dezernaten angesiedelt sein. Der Philologen- verband sieht die Anpassung im 16. Schulrechtsände- rungsgesetz kritisch, nach der Fachberatungen zukünftig auchmit allgemein schulfachlichen Aufgaben betraut werden können. Schulaufsichtliche Verantwortung be- darf umfänglicher Kompetenzen, insbesondere auf der Leitungsebene. Die Zusammenarbeit zwischen Schulaufsicht, Kommunen und Schulträgern ist optimierbar. Kommunikationswege dürfen weder zu lang noch zu bürokratisch sein. Beispiele dafür sind die Zuteilung der Gelder aus den Programmen ‘Extra Personal’ und ‘Extra Geld’ und die Anschaffung und Einrichtung der Dienstgeräte. DieQualität gymnasialer Bildung darf nicht auf statistisch messbare Kompetenzen und ökonomisch verwertbare Inhalte reduziert werden. Der gymnasiale Bildungsauftrag und dessen Ziel müssen erhalten bleiben. Ziel muss wei- terhin eine tatsächliche Studierfähigkeit sein, also auch ein Hochschulstudiumerfolgreich abschließen zu können. Wohlgemeinte Projekte, wie KAoA (Kein Abschluss ohne Anschluss) dürfen nicht ohne schulformspezifische Set- zungen übergestülpt werden und damit Teile des gymna- sialen Bildungsauftrags konterkarieren. Damit wird die Aushöhlung des differenzierten Schulsystems vorange- trieben. Auch in der Lehreraus- und Fortbildung sehenwir eine Entwicklungweg von der Fachlichkeit in Richtung schulentwicklungsbezogener und schulformübergreifen- der Schwerpunkte. Dies entspricht für uns nicht unserer Vorstellung von einer Sicherstellung gymnasialer Bildung. Qualität gymnasialer Bildung
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Thema
Sie haben dieWahl Am 15. Mai wird in Nordrhein-Westfalen der neue Landtag gewählt. Wir haben CDU, FDP, SPD und Grüne imVorfeld zu wichtigen schul- und bildungspoliti- schen Themen befragt. Gemeinsames Lernen, Digitalisierung und die Zukunft des Gymnasiums waren dabei ebenso Thema wie Fortbildungen für Lehrkräfte und die Attraktivität vonMangel- undMINT-Fächern. Wir sind auch an Ihren Vorstellungen zu diesen Themen interessiert – diskutieren Sie mit!
ten. Gezielte Förderung kann hier helfen, Defizite aus- zugleichen. Es sind besondere Zeiten, die für Lehrkräf- te und Schülerschaft nicht einfach in der Bewältigung sind. Chancengerechtigkeit ist hier das Schlüsselwort. Hierzu ist vor allemPersonal notwendig, damit alle Be- teiligten ihren Aufgaben gerecht werden können. Eine große Herausforderung, auf die wir seit Beginn der Regierungszeit und natürlich nochmal besonders verstärkt seit Beginn der Pandemie reagieren. ler:innen ambesten analysieren und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen einleiten. Generell brau- chen Lehrer:innen genügend Zeit für ihre originären pädagogischen Aufgaben, d.h. siemüssen von büro- kratischen Aufgaben entlastet werden. In vielen Gym- nasien hat sich die hohe digitale Kompetenz der Kolle- gien gezeigt, die die curricularen Inhalte auch imDis- tanzunterricht qualitätsvoll vermitteln und die Selbst- organisation der Schüler:innen stärken. Jochen Ott: Das Aufholen der Defizite ge- hört in die Fachkompetenz der Lehrkräfte. Sie können den Kenntnisstand ihrer Schü-
Fotos (8x): AdobeStock
? Corona & die Folgen Welche Optimierungsansätze für die Programme zumAufholen von corona- bedingten Defiziten haben Sie, um alle curricular verankerten Inhalte zu ver- mitteln und die Qualität des Abiturs aufrechtzuhalten? Claudia Schlottmann: Wir müssen die ent- standenen Lerndefizite und damit die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen fortwährend imBlick behal-
Franziska Müller-Rech: Die Corona- Krise darf nicht zu einer Chancen-Krise
werden, in der Bildungschancen noch stärker als bisher vomElternhaus abhängen. Durch die Lockdowns sind
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Thema
Wahlprüfsteine
Lehrkräfte Digitalisierung auch als zu- nehmende Entgrenzung Ihrer Arbeits- zeit. Was unternehmen Sie, umSchu- len, Schulleitungen und Lehrkräfte wirkungsvoll zu entlasten, damit diese mehr Zeit für Unterricht und Beratung haben? Schlottmann: Wir haben die von uns als CDU seit langemgeforderten Schulverwaltungsassis- tenzen eingeführt. Wir sehen auch weiteren Bedarf bei der Unterstützung durch beispielsweisemultiprofes- sionelle Teams, Sozial- und Sonderpädagogen. Lehr- kräftemüssen dieMöglichkeit haben, sich auf ihr Kern- geschäft zu konzentrieren: Unterricht. werdenmüssen. Guter IT-Support darf zudemnicht von der Finanzkraft einer Kommune abhängen. Wir werdenmit den Schulträgern gemeinsam festlegen, welche Aufgaben seitens der Schule, der Kommune und des Landes bewältigt werdenmüssen. Offene datenschutzrechtliche Fragen werden wir klären. Eine gute Lernmanagementsoftware kann die Bera- tung zudem individualisieren und vereinfachen. Für den Austausch von Unterrichtskonzeptenmuss den Lehrer:innen Zeit und Raumeingeräumt werden. se zu entbürokratisieren und schneller und unkompli- zierter zu gestalten. Damit sollte auch eine effektive Zeitersparnis für Lehrkräfte einhergehen. Langfristig wird die größte Entlastung darin bestehen, die anfal- lenden Aufgaben auf mehr Schultern zu verteilen. Im vergangenen Schuljahr unterrichteten bereits rund 10.200 Lehrkräftemehr an unseren öffentlichen Ott: Aufgaben der Digitalisierung, zumBei- spiel First und Second Level Support, sollen nicht von Lehrkräften nebenbei geschultert Müller-Rech: In der Digitalisierung liegt großes Potenzial, administrative Prozes-
nicht nur Bildungs-, sondern auch soziale Lücken ent- standen, die wir gemeinsam schließenmüssen. Dazu gehört daher nicht allein die Vorbereitung auf bevor- stehende Schulabschlüsse. Das Programm ‘Ankommen und Aufholen’ werden wir kontinuierlich evaluieren, gegebenenfalls verlängern und auch Anknüpfungs- punkte für zukünftige Programme setzen, zumBeispiel bei der Bereitstellung von Bildungsgutscheinen.
Sigrid Beer: Die Rahmenbedingungen an den Schulenmüssen systematisch verbessert werden. Das hat die Pande-
mie unterstrichen. Die Corona-Sonderprogramme sind nicht zielführend, bedeuten aber mehr Organisations- aufwand ohne Entlastung. Die Corona-Mittel sollten besser in dieOptimierung der Personalausstattung in- vestiert werden. Das würde dann auch sicherstellen, dass ein umfassender Förderansatz für Kinder und Ju- gendliche zumTragen kommt. Es geht nicht nur um das ‘Aufholen’ vonWissensbeständen, sondern auch umdie psycho-soziale Begleitung und die Unterstüt- zung der Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.
? Entgrenzung
der Arbeitszeit Laut einer Umfrage des PhVNRW empfindet dieMehrheit der befragten
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Thema
Schulen in NRWals im letzten Schuljahr der vorherigen Landesregierung. Mehr als die Hälfte dieser neuen Lehrkräfte konnten wir durch unsere vier Maßnahmen- pakete gewinnen.
Schlottmann: Ich denke, der Schulleiter vor Ort weiß ambesten, was seinen Lehrkräften noch fehlt. Die Kenntnisse und Bedarfe können ebenso wie bei den Schülerinnen und Schülern weit auseinander- gehen. Es ist wichtig, möglichst alle auf ein Level zu bringen, das ihnen ermöglicht, souveränmit digitalen Medien umzugehen und sie pädagogisch sinnvoll in den Unterricht integrieren zu können.
Beer: Digitalisierung ist immer mit der Frage einer Abgrenzung von Privat- und Dienstzeit verbunden. Angepasste
Regelungen der Lehrerarbeitszeit fehlen. Damit provo- ziert die Landesregierung diese Entgrenzung. Insge- samt muss die Arbeitszeit der Lehrkräfte neu definiert und entsprechend angepasst werden. Die Gestaltung der Arbeitszeit gehört zudemengmit demStandard der digitalen Ausstattung der Schulen zusammen. Eine funktionierende Infrastruktur, die Klärung rechtlicher Fragen sowie Fortbildungsmöglichkeiten der Lehrkräf- te können zur Entlastung beitragen und die Unter- richtsentwicklung optimieren.
Ott: Die Schulemuss auf ein selbstbe- stimmtes Leben im21. Jahrhundert vorbe- reiten, in demVielfalt und Digitalisierung
eine zentrale Rolle spielen. Das Fortbildungssystem muss verständlich sein, sich an diesen Kompetenzen orientieren und ein vielfältiges Angebot vorhalten. Dazu bedarf es einer Erhöhung des Fortbildungsetats und zusätzlicher Fortbildungstage. Es zeigt sich immer wieder, dass der Austausch von Lehrer:innen unterei- nander sehr effektiv ist, dafür müssen gute Rahmen- bedingungen geschaffen werden. grundlegend reformieren, moderner und vor allem verbindlicher gestalten. In den letzten Jahren sind vie- le neue Herausforderungen zu den ‘evergreens’ Digi- talisierung, Integration und Inklusion hinzugekom- men. Das Fortbildungsangebot wollen wir landesweit einheitlich steuern und ausreichend finanzieren. Durch Blended- undOnline-Learning wollen wir die Fortbildungen flexibler und individueller gestalten und auch Angebote nicht-staatlicher Träger vermehrt zu- lassen. Müller-Rech: Wir Freien Demokraten wollen die Lehrkräftefortbildung
? Fortbildungen für Lehrkräfte
Beer: Wir brauchen ein Fortbildungs- management, das sich auf die Kern- fortbildungsaufgaben konzentriert,
Wie kann eine bedarfsgerechte, individuelle, fach- und schulform- bezogene Lehrerfortbildung in Zukunft aussehen?
von Schulleitung bis zur wachsendenMultiprofessio- nalität die aktuellen Anforderungen berücksichtigt. Wichtig ist, dass Hospitation, Coaching, Mitarbeit in Qualitätszirkelnmit Zeit- und Finanzressourcen unter-
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Thema
Wahlprüfsteine
legt werden. Es darf nicht sein, dass Schul- und Unter- richtsentwicklungsprozesse weitgehend privat finan- ziert werden. Zusätzliche Ressourcen benötigt auch die Qualifizierung imSeiteneinstieg - auf den wir weithin angewiesen sind -, sowohl für die Schulen wie auch für die Seiteneinsteiger*innen.
Ott: Die Kapazitäten in der Lehrer:innenaus- bildungmüssen dringend ausgeweitet wer- den, jedoch weigert sich die schwarz-gelbe
Landesregierung, neueWege zu gehen. Durch die Bologna-Reform ist die Vergleichbarkeit von Studien- abschlüssen gegeben. Deshalb werden wir die Lehrer- ausbildung auch an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ermöglichen. Mit Einbindung der HAWund einer Aufstockung der Studienplätze so- wie einer besseren Begleitung der Studierenden, damit die Fachkraft auch in der Schule ankommt, wollen wir demFachkräftemangel ohne fachliche wie pädagogi- sche Abschläge begegnen. aber vor allemkreativ bekämpfen. ZumBeispiel wollen wir durchmehr Praxisphasen imLehramtsstudiumdie Freude amUnterrichten früh entfachen undMINT- Studierende resilienter gegen Abwerbeversuche aus der Wirtschaft machen. Auch die Stärkung der MINT- Fächer in der eigenen Schullaufbahn wird uns helfen: Wer Lehrer:in werden will, den/die können wir durch eine frühzeitige und kontinuierliche Begeisterung ver- mutlich auch stärker für MINT-Lehrämter gewinnen. Wir wollen zudemden Seiteneinstieg ins Lehramt für geeignete Persönlichkeiten vereinfachen. gesamt zu steigern. Ein zentraler Punkt ist die neue Be- schreibung der Arbeitszeit der Lehrkräfte. Das ist über- fällig. Weiterhinmuss die Entlastung von Aufgaben in der Schule, die nicht zumpädagogischen Kerngeschäft gehören, endlich konsequent angegangen werden. Das gilt von der Schulleitungsassistenz bis zur IT-Admi- nistration oder systemischen Entwicklung vonmulti- professioneller Unterstützung. Auch Verantwortlich- keiten wie beimDatenschutz dürfen nicht bei den Schulleitungen abgeladen werden. Müller-Rech: Den Lehrkräftemangel müssen wir kurz-, mittel- und langfristig, Beer: Leider sind nicht nur dieMINT- Fächer Mangelfächer. Deshalb gilt es, die Attraktivität des Lehrerberufs ins-
? Attraktivität von
Mangel-/MINT-Fächern Was sind Ihre Vorschläge zur
Nachwuchsgewinnung in Mangel-/MINT-Fächern?
Schlottmann: Wichtig ist, den Schülerin- nen und Schülern frühzeitig zu vermitteln, dass diese Fächer etwas Spannendes sein können, auch und gera- de im späteren Berufsleben. Es gibt Schulen, die be- reits digital sehr gut aufgestellt sind, und deren Schü- lerschaft motivierter denn je. Insbesondere diese Fä- cher technischmodern zu gestalten, könnte ein sinn- voller Anreiz sein, Schülerinnen und Schüler dafür zu begeistern. Die nationale Initiative ‘MINT Zukunft schaffen!’ ist ein begrüßenswerter Vorstoß. Auszeich- nungen wie ‘Digitale Schule’ können Anreize sein, um Schulen hier mit ins Boot zu holen.
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Thema
werden. Damit der Elternwille auch zählen kann. Eine generelle Schulstrukturdebatte steht jedoch aufgrund der Herausforderungen durch Corona nicht auf unse- rer Agenda.
Müller-Rech: Die Schule der Zukunft ist einOrt, an demSchüler:innen gerne ihre
Zeit verbringen, wo wir ihre individuellen Talente ent- decken und fördern und sie bestmöglich auf ein glück- liches und selbstbestimmtes Leben vorbereiten – ob auf demLand oder in der Stadt. Unsere Schulvielfalt sehen wir dafür als große Chance. Wir wollen sie si- chern, weil sie Schüler:innen ermöglicht, die für sie indi- viduell bestmögliche Schullaufbahnmit unterschiedli- chen Abschluss- und Anschlussmöglichkeiten selbst zu gestalten. Ideologische Schulstrukturdebatten umdie Zukunft einzelner Schulformen lehnen wir ab. geprägt. Das weisen die Übergangsquoten aus, die lokal/regional mehr als vierzig Prozent ausmachen können. Deshalb benötigen wir eine Pädagogik der Vielfalt. Hierzumöchten wir, dass die Schulpolitik sich imDialogmit Lehrer- und Elternverbänden, der Lan- desschüler*innenvertretung und anderen Beteiligten auf ein Leitbild für alle Schulformen verständigt und den Schulen auch die notwendigen Rahmenbedingun- gen zur Verwirklichung gewährt. Dazu gehört auch eine stärkere pädagogische Souveränität. Beer: Die Schülerschaft hat sich an al- len Schulformen gewandelt. Auch an Gymnasien ist sie von Heterogenität oder Anmerkungen. Eine Auswahl Ihrer Beiträge veröffentlichen wir in der kom- menden Ausgabe der BA. Schreiben Sie uns per Mail an: forum@phv-nw.de oder per Brief an Philologenverband NRW, Graf-Adolf-Straße 84, 40210 Düsseldorf. Stichwort: Landtagswahl. Bitte nennen Sie uns Ihren vollständigen Namen und Ihre Anschrift und sagen uns, ob Sie mit einer Veröffentlichung einverstanden sind. Was sind Ihre Antworten auf unsere Fragen? Schicken Sie uns Ihre Antworten, Vorschläge
? Schulsystem der Zukunft
Wie sind Ihre Vorstellungen für ein vielgliedriges und attraktives Schul- system (sowohl für den städtischen als auch für den ländlichen Raum), das den Elternwillen einbezieht? Schlottmann: Menschen haben unter- schiedliche Begabungen und Interessen. Das Ziel muss die individuelle Förderung sein. Das geht meiner An- sicht nach ambestenmit verschiedenen Schulformen und Schwerpunkten. Wir müssen genau hinschauen können, wo sich Talente entwickeln und wie an welcher Schulformambesten gefördert werden kann. Durch- lässigkeit imSystem ist wichtig.
Ott: Die große Aufgabemit Blick auf das Schulsystembesteht darin, überhaupt wie- der System in die Struktur zu bringen. Wir
INFO
haben insgesamt 39 Kombinationen von Schulformen in den Kommunen, die allerdings nicht flächendeckend in NRWverfügbar sind. Das ist ein furchtbares Chaos, Umziehen in NRW ist dadurch oft mit demBesuch ei- nes neuen Schultyps verbunden. Unser Schulsystem muss in der Breite wieder verstehbar und zugänglicher
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Thema
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Gemeinsames Lernen Skizzieren Sie kurz IhreVorstellung von Inklusion an den Schulenmit besonderem Fokus auf die Perspektive der Gymnasien. Schlottmann: Für die Gymnasien ist eine zielgleiche Inklusionmaßgeblich und sollte beibehalten werden. Das halte ich gerade auch imHinblick auf den Bildungsauftrag des Gymnasiums für die beste Umset- zung des Inklusionsgedankens.
Ott: Die UN-Behindertenrechtskonvention gilt. Das ist für uns Selbstverständnis wie Auf- trag. Wir wollen Schulen, in der alle Kinder je-
derzeit willkommen sind. Inklusion soll Teil jeder Schule sein, dafür schaffen wir die passenden Voraussetzungen. Dafür wollen wir mit allen Akteuren – den Lehrer:innen, den anderen pädagogischen Fachkräften, den Eltern, denWissenschaftler:innen, aber auch Ärzt:innen und Therapeut:innen – mit Bedacht gemeinsamaufbauen und die Inklusion in unseren Schulen verantwortungsvoll weiterentwickeln.
Müller-Rech: Gelingende Inklusion ist zentral für eine gerechte und offeneGe-
sellschaft. Daher habenwir die sowichtigeNeuausrich- tung der schulischen Inklusion durch eine Bündelung
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Thema
vorhandenerMittel und zusätzlicher Ressourcen voran- getrieben. In demZugewar das Auslaufen der zieldiffe- rentenBeschulung anGymnasien einwichtiger Schritt, ebensowie die überfällige Einführung vonQualitätsstan- dards für schulische Inklusion. Inklusion soll nicht mehr mit ideologischenDebatten, Überlastung und Frustrati- on verbundenwerden, sondernmit demZiel, Teilhabe durch ein Lernen von- undmiteinander zu schaffen.
Schlottmann: Eine gute Schulaufsicht kannmeiner Meinung nach nur imEinklangmit den Schulträgern gelingen. Allerdings hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt, dass wir stets gefordert sind, unsere Strukturen zu überprüfen und neuen Ge- gebenheiten anzupassen.
Ott: Der generelle Eindruck ist, dass das Zusammenspiel der Ebenen – d.h. des Mi- nisteriums, der Bezirksregierungen und der
Beer: Der Aufbau eines inklusiven Bil- dungssystems ist der Auftrag für die ge- samte Gesellschaft und gilt in allen Bil-
Schulträger – oft nicht funktioniert. Es bedarf einer kritischen Bestandsaufnahme. Die Bestandsaufnah- me sollte auch die Prüfung früherer Überlegungen beinhalten, die untere und obere Schulaufsicht zu- sammenzuführen. Eine mögliche Neustrukturierung muss zumZiel haben, dass die Schulaufsicht stärker als Unterstützung wahrgenommen wird und als sol- che auch imSinne der Kommunen und Schulträger wirken kann. verwaltungsfachlichen Aufgabenbereiche klar zu ordnen sowie die Oberbürgermeister:innen und Landrät:innen stärker einzubinden, umdie Hand- lungsmöglichkeiten der Schulämter zu verbessern. Einen weiteren Schwerpunkt sehen wir bei der Perso- nalentwicklung, die wir durch gezielte Fortbildungs- und Qualifikationsmaßnahmen unterstützen möch- ten. Denn nur gut aus- und fortgebildete Schulauf- sichtsbeamte können unseren Schulen gut zur Seite stehen. Müller-Rech: Wir setzen uns dafür ein, das Verhältnis der schulfachlichen und
dungsbereichen und Schulformen. Eine Reduzierung auf Menschenmit Behinderungen wird demgrundle- genden Inklusionsbegriff nicht gerecht. Es geht umeine Pädagogik der Vielfalt. Mit Blick auf zieldifferentes Ler- nen zeigen etliche Gymnasien, dass sie diese Aufgabe erfolgreich angenommen haben. Mangelnde Ressour- cenzuweisung hat leider zu Rückschritten geführt. Wir wollen die Schulen, und auch die Gymnasien, mit aus- reichenden Ressourcen für die Inklusion und inklusive Schulentwicklung ausstatten.
Beer: Immer wieder versucht das MSB, schleichend Schulaufsicht zu verändern. Ein seit 2016 vorliegendes
? Schul-
aufsicht Wie soll in Zukunft die Schulaufsicht auch imSinne der Kommunen und Schulträger geregelt werden?
Gutachten wurde hingegen nie mit Schulträgern und Verbänden offen diskutiert. Das ist dringend nötig. Unterschiedliche Zuständigkeiten, das Aufgaben- verständnis und bürokratische Vorgaben erschweren in den Schulen oft die eigenständige und selbstver-
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Thema
Wahlprüfsteine
antwortete Entwicklung. Es ist notwendig, die Aufga- ben- und Finanzaufteilung zwischen Land und Kom- munen neu auszuhandeln. Wir schlagen daher vor, die Zuständigkeiten neu zu organisieren und sich bei der Aufgabendefinition auf die Unterstützung zu fo- kussieren.
Ott: Schulpolitik muss im21. Jahrhundert ankommen. Im Interesse der zukünftigen Generationenmüssen wir die Bildungsin-
halte überdenken. Das Bedürfnis in der Wissenschaft darüber zu sprechen, Schulfächer, Prüfungsformate, das Verhältnis von Theorie/Praxis anzupassen, ist grö- ßer denn je. In den Anhörungen wurde dringend gera- ten, Bildungsinhalte nicht nach jeder Wahl infrage zu stellen – imSinne einer Sicherstellung der Qualität unserer Bildung braucht es gesellschaftspolitischen Konsens. Wir setzen daher eine Expert:innen-Kom- mission zur Zukunft der Bildung (nach demVorbild vonMP Rau 1992) ein. dungsstandards ist uns FreienDemokraten sehr wich- tig. Die Überarbeitung der Kernlehrpläne imZuge der Umstellung auf G9 hat die Gymnasien in NRW in mehrerlei Hinsicht gestärkt. Wir müssen nun auch in der Sek. II Reformprozesse anstoßen. Die KMKmuss sich stärker auf Fragen der Vergleichbarkeit undQua- lität imdeutschen Bildungswesen konzentrieren und mehr Freiräume für die Länder schaffen, um Innova- tionen zu ermöglichen. Wir setzen uns für ein bundes- einheitlich vergleichbares Abitur ein, das sich an ho- hen Bildungsstandards orientiert. sere Ressourcenausstattungmuss ganz oben auf der Agenda stehen. Eine Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs ist notwendig, umauch in Zukunft grundständig ausgebildete Lehrkräfte zu gewinnen. Das schließt Beförderungsoptionenmit ein. Ergän- zend ist der Ausbau der Ausbildung weiterer pädago- gischer Professionen dringend geboten. Zur Steige- rung der Attraktivität gehört auch die konsequente Entlastung der Lehrkräfte, eine neue Arbeitszeitbe- schreibung sowie Fortbildung und Teamentwicklung. Müller-Rech: Die Unterrichtsqualität undWahrung von gymnasialen Bil- Beer: Insgesamt stellt sich die Aufga- be, dieQualität der Bildung an allen Schulformen sicherzustellen. Die bes-
? Qualität gymnasialer Bildung Wie wollen Sie, auch in der KMK, die Qualität von Unterricht, gymnasialer Bildung und Abitur dauerhaft sicher- stellen und weiter ausbauen? Schlottmann: Wir verfolgen nach wie vor die Schaffung einheitlicherer Qualitätsstandards, um mehr Vergleichbarkeit zwischen den Abschlüssen über die Ländergrenzen hinaus zu erreichen. Mit der 2021 getroffenen Ländervereinbarung gab es hier den ers- ten notwendigen Schritt. Die Stärkung der Fachlichkeit in der Lehrerausbildung, eine Überprüfung der Lehr- planinhalte und die verstärkte Bemühung umqualifi- zierte Lehrkräfte bleiben besondere Anliegen.
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Schule & Beruf
Die Leonardo da Vinci Gesamtschule, Hückelhoven
‘Ankommen & Aufholen nach Corona’ verzeichnet erste Erfolge Erfahrungsbericht der Leonardo da Vinci Gesamtschule in Hückelhoven Das Programmder Landesregierung ‘Ankommen & Aufholen nach Corona’, das die vier Säulen ‘Extra-Blick’, ‘Extra-Zeit’, ‘Extra-Geld’ und ‘Extra-Personal’ beinhaltet und seit August 2021 pandemiebedingte Defizite kompensieren soll, ist an dieser Schule zu einemErfolgsmodell geworden.
von Dr. Kathleen Seidel >> Oberstufenkoordinatorin der Leonardo da Vinci Gesamtschule in Hückelhoven, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesamtschulfragen E-Mail: kathleen.seidel@gmx.de
EXTRA-ZEIT: Mit großemEngage- ment und vielen Anträgen haben die didaktische Leiterin und die Ab- teilungsleiterin I bereits für die Som- merferien 2021 das erste Projekt, die Leonardo-Ferienakademie, vom 2. bis 13. August 2021 initiiert. Dieses wurde über die EXTRA-ZEIT finan- ziert. Schülerinnen und Schüler, die sich für einen dieser Plätze bewor- ben hatten, wurden von Lehrern, Studenten und Pensionären in den FächernMathematik, Deutsch, Eng- lisch und Französisch in den letzten beiden Ferienwochen an jedem Wochentag von 8:30 bis 14:30 Uhr in der Schule in Kleingruppen von 8 bis 15 Schülern unterrichtet. Die Gruppen wurden jeweils von zwei Lehrkräften betreut. Alle Beteiligten
standen mit viel Engagement und Leidenschaft den Schülern zur Seite. In Ruhe und entspannt, ohne Leis- tungs- und Notendruck, wurden Grundlagen wiederholt, Themen des Schuljahres aufgearbeitet, ver-
tieft undMaterialien für die Schüler zur Verfügung gestellt. Täglich gab es ein kostenfreies Mittagessen von einemCaterer der Stadt in der Men- sa der Schule. Es war ein großer Er- folg für alle Beteiligten. Der Start in
Initiatorinnen der EXTRA-Projekte: Abteilungsleiterin I, R. Ortmanns (l.), und didaktische Leiterin, S. Szepannek
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Schule & Beruf
EXTRA-PERSONAL: Alles läuft bis November wie gewünscht – alles? Ab Februar 2022 sollte die Gesamt- schule imWesten des Landes eine Lehrkraft für benachteiligte Schüler einstellen können. Diese Stelle wur- de der Schule zwar zugewiesen, sie ist bis jetzt von der Bezirksregie- rung allerdings noch nicht ausge- schrieben worden. Mit Initiative, Ideen, aber auch sehr viel Geduld und Ausdauer haben die Schulleitungen, hier konkret die didaktische Leiterin und die Abtei- lungsleiterin I, in Zusammenarbeit mit der Stadt viel erreichen können, umdie coronabedingten Defizite imBildungsbereich etwas abmil- dern zu können. Lehrer zu sein, heißt schon lange nicht mehr, nur zu unterrichten. Wenn dieses Enga- gement der Lehrer aber den Schü- lern zugutekommt und diese so zahlreiche positive Rückmeldun- gen geben, bleibt es ein erfüllender Beruf.
das neue Schuljahr konnte somit für die Teilnehmenden sehr gut gelin- gen. EXTRA-GELD, das das Land der Schule für schulische Projekte zur Verfügung gestellt hatte, wurde bis November überwiesen – 38 000 Euro allein für diese Gesamtschule. Die Fachschaften und Kollegen ha- ben bereits Anträgemit konkreten Kostenaufstellungen gestellt. Es wurden und werden Theater-, Opern-, Musicalveranstaltungen, Museums- und Universitätsbesuche durchgeführt, bei denen neben dem Lernen an außerschulischen Lernor- ten auch das sozialeMiteinander ge- stärkt werden soll. Das EXTRA- GELD kann bis 2022 verwendet und ausgegeben werden. Endlich gibt es für alle Schüler einmal dieMöglich- keit der Teilnahme an Veranstaltun- gen, ohne sich Sorgenmachen zu müssen, dass das Geld für Bildung in der Familienkasse an anderer Stelle fehlt.
S. Szepannek war Organisatorin der Ferienakademie imAugust 2021
Als etwas schwieriger gestaltet sich zurzeit noch die Förderung des Projektes ‘Schüler helfen Schülern’ aufgrund rechtlicher Vorgaben be- züglich einer finanziellen Bezu- schussung aus demEXTRA-GELD. Die Gründung einer Schülerfirma könnte Abhilfe schaffen und die korrekten Kostennachweise erbrin- gen.
AmEnde der zweiwöchigen Ferien- akademie erhielten alle Schülerinnen und Schüler ein Teilnahmezertifikat.
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Schule & Beruf
Tablets in Klausuren Was verändert sich für Lehrkräfte?
Es kommen jetzt die ersten Jahrgänge, die Prüfungen mit Tablets als Arbeitsmittel ablegen. Dadurch ändert sich die Vorbereitung der Lehrkräfte, eine Klausur justiziabel durchzuführen. In diesemArtikel wird das iPadmit der Verwendung der JamfSchool Teacher App darauf hin betrachtet.
vonMichael Falkenhain >> Lehrkraft für Mathematik und Informatik an einemBeruflichen Gymnasium in Niedersachsen E-Mail: Michael.Falkenhain@web.de
Bevor auf mögliche Fallstricke wäh- rend einer Klausur eingegangen wird, hier noch zuvor ein paar Hinweise. Diese sollen den Stress für die Lehr- kraft beimAnstehen einer Klausur oder einer Abschlussarbeit mit einem iPad verringern.
App umgehen kann, mögliche Fehl- funktionen erkennen. Und hier genau ist der Unterschied zu ‘normalen’ Klausuren. Die Lehrkraft muss bei
Problemen Kontakt mit demVerwal- tenden der iPads undNetzwerkver- waltenden herstellen. Denn diese können alle notwendigen Einstellun- gen vornehmen. Bevor eine Klausur geschrieben wird, müssen ggf. Daten auf demSchüler- iPads gesichert werden. Das muss den Schülern vermittelt werden. Als Beispiel einer solchen App sei hier die Mathematikapp TI n-Spire genannt. Die Arbeitsergebnisse aus demUn- terricht werden innerhalb der App ge- speichert und beimZurücksetzen der App gelöscht. Das Zurücksetzen ei- ner App ist Grundvoraussetzung für die Durchführung einer justiziablen Klausur. Umeine Klausur in einer Klasse zu schreiben, müssen die iPads der Schüler in einen Klausurmodus ver- setzt bzw. es muss eine Stundemit der JamfSchool Teacher App gestar- tet werden.
■ Immer vorher mehrmals mit der Klasse testen! ■ Immer in dem Klausurraum
(zumBeispiel Aula) testen, insbesondere dasWLAN! ■ Immer die Apps, die in der Klausur benutzt werden sollen, testen! ■ Alle Uhren (Smartwatches sind manchmal nicht zu erkennen) und Smartphones in den Schultaschen verstauen. ■ Immer Ersatzgeräte einplanen (diesemüssen auch registriert sein). Genau in diesen Situationen kann die Lehrkraft, diemit JamfSchool Teacher
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Schule & Beruf
Hier sind zwei Situationen zu unter- scheiden: Situation 1: Wird nur eine App (bsp. TI n-Spire APP) für die Klausur benö- tigt, dannwird in der JamfSchool Te- acher APP der Modus AppLock be- nutzt. BeimStartenwird nur die ausge- wählte APP angezeigt. Die Schüler kön- nen diese App dann nicht verlassen und das Gerät auch nicht neu starten. Der gleiche Effekt wirdmit der Apple Class- roomAPP erzielt. Hiermit lässt sich eine Klausur justiziabel durchführen. Zu bedenken ist aber, dass mittelfristig mehrere Apps in einer Prüfung benutzt werden können. Beispiel: Mathematik: App und eine Formelsammlung oder Englisch: Bild mit Karikatur und Audiofiles. Situation2: Sollenzwei odermehrere Apps ineiner Prüfungverwendetwerden, erhöht sichder technischeAufwand.
Icon Meldung
Problemlösung bzw. Hinweis
Alles OK
Bitte aber Fall 2 (vgl. S. 20) beachten!
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Es wird darauf gewartet, dass der Schüler das Passwort eingibt.
Der Schüler muss sich auf dem iPad mit der PIN anmelden.
Es ist ein Fehler aufgetreten.
Das Gerät ist in einemHotspot eines Smartphones/Smartwatch im Internet.
Es ist ein Fehler aufgetreten.
Das Gerät blockiert den Zugriff. Der Schüler hat eine Firewall APP (Bei- spiel: Lockdown) installiert und blo- ckiert die Zugriffe von JamfSchool und Apple. Hinweise, dass eine solche APP benutzt wird, ist in den APP-Einstel- lungen unter VPN zu sehen. Der Eintrag darf in einer Prüfung nicht zu sehen sein! Der Administrator muss stets nach solchen Apps in der JamfSchool Soft- ware suchen und die Schüler darauf hinweisen.
Hier ist ein Belastungstest von JamfSchool hinterlegt. Darin werden neben Einstel- lungen auch die Hardware- anforderungen beschrieben. Dieser Test ist für Nieder- sachsen hinterlegt.
Das Gerät ist inaktiv. Meldung an Verwaltenden der iPads.
Es ist ein Fehler aufgetreten.
Jetzt sollen Prüfungssituationen folgen, die der Lehrkraft helfen sollen, stress- freier in eine Klausur gehen zu können: Fall 1: Starten einer Unterrichtsstunde mit der JamfSchool Teacher APP Hinweis: Bei Problemen bitte immer die Seriennummer des iPads demVerwal- tenden der iPads mitteilen.
Es wird darauf gewartet, dass das Gerät ver- bunden wird.
■ Das Gerät ist nicht in der Schule ■ Das Gerät ist imFlugmodus ■ Das Gerät hat WLAN-Probleme in der Schule! ■ Das Gerät ist in einemanderen WLAN-Netz der Schule.
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Schule & Beruf
Meldung an Verwaltenden der iPads: Lehrereinschränkungen bei dembetroffenen iPad löschen.
Wenn eine Schülerin eine App startet, kann neben-
stehende Meldung erscheinen.
Bezahlte App ist in JamfSchool verfügbar,
Das Problem soll anhand eines Beispiels verdeutlicht werden: Die TI n-Spire APP ist imApple School Manager mit mehreren hundert Lizenzen hinterlegt. Auf einigen verwalteten iPads kostet der Download aus dem Appstore wieder 33 Euro. Sie ist aber installiert! Lösung: keine Möglicher Ansatz: Verwalten- der der iPads: Lehrerein- schränkungen bei dem betroffenen iPad löschen. Sie können die Apps zwar ‘downloaden’. Sie werden aber sofort ausgeblendet.
muss wieder neu gekauft werden.
Fall 2, der nicht technisch lösbar ist. Das iPad einer Schülerin wird korrekt in der JamfSchool App als grünmar- kiert angezeigt. Trotzdem schummelt die Schülerin. Warum? Die Schülerin hat ein zweites baugleiches iPad, wel- ches nicht imKlausurmodus ist. Das registrierte iPad ist in der Tasche der Schülerin. Lösung: Umhergehen. Es dürfen nur die ausgewählten Apps und die Ein- stellungsapp zu sehen sein. Immer den Homebildschirmanschauen, nie nur einer Appansicht vertrauen! Außerdemdürfen keine weiteren Ansichten des Homebildschirms zu sehen sein, also wenn nach rechts gewischt wird.
ImKlausurmodus bzw. JamfSchool Stunde sind Apps auf dem Homebildschirmmit diesem Icon zu sehen.
Hierbei han- delt es sich um Apps, die von der Schule zur Verfügung
gestellt werden.
Diese Liste kann heruntergeladen werden.
Es können weitere Probleme auftre- ten (vgl. nebenstehende Tabelle).
Hinweise
2. Anmerkung für die Kollegien in Nordrhein-Westfalen: In Nord- rhein-Westfalen wird als Lernma- nagementsystemLOGINEObe- nutzt. Wenn die Lehrkraft einen Onlinetest durchführenmöchte, dann können Sie den SEB Safe- Browser als APP für das iPad benutzen. Hier kann ein Klausur- modus ohne JamfSchool erstellt werden. Dabei wird dann nur der LOGINEO-Test angezeigt. Wenn das nicht beimErstellen vonOn- linetests zu sehen sein sollte, fra- gen Sie beimAdministrator nach.
1. Wenn in der Klausur die TI n-Spire App benutzt wird. Hier haben die Schüler dieMöglich- keit zu schummeln. Hinter dem folgendenQR-Code, der zu einer Webseitemit einemVideo führt, wird das Problemgezeigt.
Es soll 2022 einen Testmodus für die App geben!
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Schule & Beruf
Prüfungskultur innovativ Während der Pandemie im vergangenen Schuljahr standen viele Schulen in Nordrhein-Westfalen vor großen organisatorischen Herausforderungen, Klassenarbeiten und Klausuren durchzuführen. Mitunter wurden Schülerinnen und Schüler nur für diesen Zweck aus demWechselunterricht in die Schulen bestellt. Das MSB hatte damals auf diese Probleme reagiert, die Anzahl der obligatorischen Klassenarbeiten reduziert und vorübergehend auch alternative Prüfungsformate als Ersatz zugelas- sen. Bekanntlich hatte die APO-SI in Nordrhein-Westfalen schon vor der Pandemie dieMöglichkeit eröffnet, einmal imSchuljahr eine Klassenarbeit in Ausnahmefällen auch mit einer gleichwertigen nicht schriftlichen Leistungsüberprüfung zu ersetzen.
Davon fühlten sich nunmanche Lehrkräfte ermutigt, im Internet (pruefungskultur.de) alternative, auch digitale Prüfungsformate zu veröffentlichen, wie zumBeispiel ta- ke home exam, open book Klausu- ren oder dieMaster-or-Die Klausur, und diese als ‘zeitgemäß’ zu propa- gieren. In der Tat scheinen diese al- ternativen Prüfungsformate den Anforderungen des sogenannten 4K-Modells zu entsprechen und insofern wissenschaftspropädeu- tisch zu sein, als auch an Universitä- tenmittlerweile open book Klausu- ren geschrieben werden. Dennoch zeigen sich rasch die Schwächen dieser alternativen Prü- fungsformate. Wie kann die Eigen- ständigkeit der Leistung gewährleis- tet werden, wenn Schülerinnen und Schüler die Klassenarbeit unbeauf- sichtigt zu Hause anfertigen? Dies ist auch eine Frage der Bildungsge- rechtigkeit, weil die Schülerinnen und Schüler zu Hause stark unter- schiedliche technische Vorausset- zungen vorfinden und unerlaubte Hilfestellung abhängig vomBil- dungsstand der Geschwister und Eltern erhalten könnten. Wie steht es umdie Vergleichbarkeit der Leis- tung, wenn jeder Schüler und jede Schülerin eine individuell unter-
schiedliche Aufgabe erhält? Damit schei- nen diese Formate nicht konform mit der in Nord- rhein-Westfalen derzeit gültigen APO-SI bzw. APO–GOSt zu sein.
■ die Klärung der rechtlichen Voraussetzungen und Anforderungen ■ die Klärung der technischen Anforderungen ■ die Entwicklung von daten- schutzkonformen Verfahren zur digitalen Durchführung und Archivierung von Leistungs- erhebungen ■ die Erarbeitung von Verfahren zur validen Beurteilung von Leistun- gen bei kooperativen undme- diengestützten Aufgaben. Carsten Hütter
Umso wichtiger erscheint es daher, die Rechtskonformität dieser For- mate, insbesondere für dieQualifi- kationsphase der gymnasialen Oberstufe, zu überprüfen und auch in Zukunft bei alternativen Aufga- benformaten klare und vergleichba- re Kriterien der Leistungsmessung zu gewährleisten. Das Land Bayern lässt nun von einer demStaatsministerium für Unter- richt und Kultus angegliederten Stiftung ‘Bildungspakt Bayern’ in ei- nemSchulversuch ‘Prüfungskultur innovativ’ digitale Aufgabenformate entwickeln, bei denen die Schüle- rinnen und Schüler auch kooperativ mit digitalenMedien arbeiten. Der Schulversuch findet unter anderem auch an fünf Gymnasien bis zum Ende des Schuljahres 2022/23 statt. Die Handlungsfelder dieses Schul- versuches umfassen dabei
INFO
Wir werden diesen Schulversuch aufmerk- sambegleiten und die Leserinnen und Leser
von ‘Bildung aktuell’ in einer zukünf- tigen Ausgabe über die Zwischener- gebnisse des Schulversuchs infor- mieren, deren Veröffentlichung für Frühjahr 2022 geplant ist.
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